Sweet Home: Impressionen und BuchtippsMeine kleine Sommerreise
Diese Geburtstagsgeschichte ist voller Inspirationen und einigen Buchtipps – für Lesestunden im Schatten eines Baumes.
Sommerlicht

Wenn mein Geburtstag auf einen Sweet-Home-Tag fällt, dann nehme ich mir die Freiheit, ein bisschen abzuschweifen und eine etwas persönlichere Geschichte zu schreiben. Vielleicht liegt es daran, dass ich im Sommer auf die Welt kam, dass ich diese heissen Tage, an denen alles still steht, so sehr liebe. Noch mehr aber liebe ich die Sommerabende. Wenn ich an einem warmen, rosagoldenen Abend durch die Quartiere spaziere, scheint eine besondere Art von Glück aus jedem Garten und von allen Balkonen zu strahlen. Man sieht es nicht, dieses Glück, sondern hört und riecht es. Fröhliche Stimmen, das Klappern von Besteck, das Planschen von Kindern im Bassin, das Zirpen von Zikaden, die Düfte von Jasmin, von Sonnencreme, dem Fisch oder der Wurst auf dem Grill. Das sind die Momente, die für mich am nächsten an die perfekte Idylle herankommen.
Idylle

Obschon der Name meines Blogs «Sweet Home» Idylle verspricht, bin ich persönlich skeptisch gegenüber dem geplanten Kreieren von Idylle. Man erhascht sie manchmal, wie einen Schmetterling im Netz. Doch man muss sie, wie den Schmetterling, wieder loslassen, um die Schönheit und das Glück nicht zu ersticken. Oft denken wir auch, dass die Idylle anderswo steckt und werden neidisch, wenn wir schöne Orte sehen.
So schreibt Isabella Hammad in ihrem Buch «The Parisian», das ich etwas weiter unten im Beitrag als einen meiner Buchtipps vorstellen werde: «... the most unhappy people are the envious ones». Sie beschreibt damit auch unsere Zeit – in der wir, verbunden durch Social Media, stets vergleichen und nacheifern und dabei vor lauter Festhalten von grossartigen Momenten das echte Glück verpassen.
Wasser

Glück ist mit Schönheit verbunden. Und Schönheit steckt überall, wenn man sich die Zeit nimmt, anzuhalten und genauer hinzuschauen. Sommerliches Glück ist Wasser, das schönste und wertvollste aller Elemente. Es ist magisch, tief, strahlt Ruhe und Kraft aus. Und manchmal blüht es sogar.
Paris

Ich bin auch schon an einem Geburtstag einfach morgens in den Zug gestiegen und nach Paris gefahren. Denn Paris ist nah, gerade mal vier Stunden Zugfahrt. Eine schöne Zeit, in der man die Gedanken fliegen lassen kann, im Einklang mit der vorbeifahrenden Landschaft. Oder einfach in Ruhe ein gutes Buch liest.
Eine epische Geschichte

Lesen ist eine der schönsten und einfachsten Möglichkeiten, dem Alltag zu entfliehen. Wenn man ein gutes Buch findet, will man es nicht mehr weglegen und ist glücklich, wenn es dick, dicht und fast endlos ist. In diese Kategorie gehört «The Parisian» von Isabella Hammad.
Die Geschichte ist episch, schillernd und packend. Hauptdarsteller ist Midhat Kamal aus Nablus, der von seinem Vater, einem reichen Stoffhändler, nach Frankreich geschickt wurde, um Medizin zu studieren – anstatt für den ersten Weltkrieg von der türkischen Armee eingezogen zu werden. Er verliebt sich in die Tochter seines Gastgebers in Montpellier, zieht weiter nach Paris und zurück nach Nablus. Das Buch liest sich ein bisschen wie ein Klassiker aus dem 19. Jahrhundert und erzählt von einem Palästina vor der Gründung Israels. Die Geschichte ist reich, üppig und schenkt Zeit – dieses wertvolle Gut, dem wir immer nachrennen. Es ist übrigens Isabella Hammads erstes Buch, das sie 2019 im Alter von 27 Jahren publizierte und das sehr gute Kritiken bekam.
Lesen unter dem Baum

Ich habe es in unseren letzten Sommerferien gelesen, die wir mit Miss C. verbrachten. Wir waren im Sommer 2019 am Lago Maggiore und sassen oft in einem wunderschönen Park im Schatten der Bäume. Es hatte dort ein kleines Bistro, in dem wir gerne einen Lunch genossen oder am Abend einen Negroni oder Gin&Tonic tranken. Miss C. ging viel schwimmen im See, jagte Tauben und spazierte mit uns am Seeufer und in botanischen Gärten.
Auf die schönen Inseln Isola Bella und Isola Madre durften keine Hunde mit. Diese besuchte ich alleine frühmorgens und ich kann die fantastischen Orte nur empfehlen, die so nahe der Schweizer Grenze sind. Dieses Bild, wie auch andere von dieser Geschichte, sind von meinem Instagram Account. Folgen Sie mir! Sie finden dort zwar nicht die grossartigen Momente, für die Instagram bekannt ist, aber sie können ein bisschen in meine Welt eintauchen und hinter die Kulissen von Sweet Home blicken.
Bücher kann man nie genug haben

An meinem Geburtstag gönne ich mir gerne selbst Dinge, die ich liebe. Das sind Bücher, neue Kleider und Champagner. Ich finde es nicht einfach, Geschenke zu bekommen, und schon gar nicht, diese vor den Augen der Schenkenden auszupacken. Viel schöner ist es, wenn man Geschenke daheim auffindet und sie dann aufmachen kann, wenn man möchte. Ebenfalls bin ich der Meinung, dass Geschenke klein sein sollten, persönlich und selbstverständlich liebevoll und hübsch verpackt.
Schöne Romandie

Einfach so schnell mal nach Paris, kann man momentan nicht. Reisen ist eine grössere Sache geworden, ja, eigentlich fast wieder sowas wie ein Abenteuer. Papiere, Bestätigungen, Unsicherheiten, das alles gehört nun auch zu einer kleinen Reise. Vielleicht ist es ja gut, dass das Reisen kein Massenkonsumartikel mehr ist. Aber ich finde, offene Grenzen und der Austausch mit anderen Menschen und Kulturen ist wichtig für die Toleranz, die Erweiterung des Horizonts, hilft der Zufriedenheit und schlussendlich dem Glück.
Etwas, das wir einfach so machen können und uns einen guten und schönen Tapetenwechsel bietet, ist eine Reise in die Romandie. Jeder kennt die prächtige Aussicht, wenn man mit dem Zug durch das Tunnel kommt und den Lac Leman sieht! Der Lac Leman ist ein traditionelles Ferienparadies für Touristen aus aller Welt. Montreux oder Lausanne strahlen mit ihren grossen Hotels und den eleganten Seepromenaden, die immer noch diese Eleganz von alten und anderen Zeiten versprühen. Die Romandie bietet aber auch so viele wunderschöne Orte, die man gar nicht richtig kennt. Dazu kommen kulinarische Genüsse, die ehrlicher und selbstverständlicher sind, als das meiste, das wir hier in der trendbewussten Grossstadt erleben.
Sommergenuss

In meinem allerliebsten Buchladen, Daunt Books an der Marylebone Highstreet in London, habe ich ein Buch entdeckt, das von Genüssen und Ferien am Lac Leman erzählt. Bei Daunt Books sind nämlich alle Bücher nach Ländern geordnet. Man findet in den Reihen «Switzerland» nicht nur Schriftsteller aus der Schweiz, sondern auch Bücher, die in der Schweiz entstanden sind oder von der Schweiz handeln.
Dieses Buch, das ich so gerne gelesen habe, ist von der Amerikanerin Mary Frances Kennedy Fisher. Sie gilt als eine der bedeutendsten Food Writer Amerikas. 1929 reiste sie frisch verheiratet, mit Ihrem Ehemann nach Dijon und lernte dort gut und günstig zu essen und zu leben. Zurück in den Staaten begann sie darüber zu schreiben und traf mit Büchern wie «How to Cook a Wolf» den Nerv der Zeit; denn zuerst war die Depression, dann der Krieg. Ein bekanntes Zitat von ihr ist: «Da wir essen müssen, um zu leben, können wir dies genauso gut mit Anmut und Begeisterung tun.» Ich habe von ihr ein hübsches kleines Penguin Büchlein «Love in a Dish» und liebe ihre wunderschönen Essays über das Essen.
Mit «The Theoretical Foot» aber schreibt sie einen Roman. Es ist eine Geschichte von einigen jungen Amerikanern, die in den Dreissigerjahren mit dem drohenden zweiten Weltkrieg in der Luft, zusammen in einem Haus über dem Lac Leman Ferien machen. Sie leben wie Bohemians, in freier Ehe, mit wenig Geld und guter Küche. Einer der jungen Männer verliert durch die Buerger's Krankheit, eine Raucherkrankheit, an der übrigens auch der Vater der englischen Königin litt, sein linkes Unterbein. So ähnlich wie Fisher's Liebhaber, der später Selbstmord machte, weil er die Schmerzen nicht mehr aushielt. Das Buch packt und man legt es nicht mehr weg – und man will sofort an den Lac Lemon reisen, um dort Ferien zu machen.
Entdeckungen

Wenn die Welt kleiner ist, wird das Auge grösser. So ging es mir schon immer, denn wenn man meist das Gleiche sieht, dann lohnt es sich, dieses genauer anzuschauen. Schon als Kind, als ich meiner Meinung nach viel zu früh ins Bett musste, habe ich Stunden damit verbracht, Figuren, Landschaften und Bilder in der unregelmässig strukturierten Kinderzimmerwand zu entdecken. Später haben wir in der Kunstgewerbeschule stundenlang, wenn nicht tagelang Dinge wie die Blätter der Platanen im Platzspitzpark, Stilleben von toten Fischen, Blumen und Früchten oder den Horizont über dem See abgezeichnet. Das prägte mich, ich schaue immer alles genau an und verliere mich dabei in Gedanken. Doch ich freue mich, wie wohl sehr viele von Ihnen auch, dass die Welt nun langsam wieder grösser wird.
Fremde Welten

Dieses Buch habe ich gekauft, weil mich das Cover und der Titel direkt ins Herz trafen. Zudem hat Louis de Bernies auch «Captain Correlli's Mandoline» geschrieben, das ich gelesen habe, nachdem es im Film Notting Hill so demonstrativ in der letzten Szene propagiert wurde. Ich tauchte gerne in das Buch «So much Life left over». Es entführt in fremde Welten und andere Zeiten und in eine furchtbar komplizierte, verzwickte Familien- und Liebesgeschichte. Was mich besonders packte, ist der Überlebenswille der verschiedenen Personen und deren geschickten Charakterisierungen.
Home Sweet Home

Und wie die meisten Reisen führt auch diese persönliche kleine Sommerreise zurück nach Hause. In meinem Zuhause lebt seit Februar Daisy, ein Jack-Russel-Terrier-Mädchen und prägt unser Leben stark. So bellt sie gerade jetzt, weil sie nicht alleine einschlafen kann, und ich ziehe mit meinem Laptop ins Schlafzimmer, damit ich die Geschichte fertig schreiben und Daisy entspannt alle vier Beine in die Luft strecken kann. Hier ist sie in meinem Gartenbüro zu sehen auf ihrem Lieblingsplatz, auf einem unserer beiden neu erstandenen Korbstühle.
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