Studien beweisen WirksamkeitMein Therapeut, das Minipig
Striegelt ein Patient ein Pferd oder führt eine Patientin ein Miniaturschwein durch einen Parcours, so werden auf spielerische Weise Koordination und Gehsicherheit trainiert – mit Erfolg.

Die Beziehung zwischen Mensch und Tier kann bis zu den Anfängen der Menschheitsgeschichte zurückverfolgt werden. Dass sich die Begegnung mit Tieren auf Menschen positiv auswirkt, ist mittlerweile erwiesen. So ist auch der therapeutische Effekt der Hippotherapie unbestritten – Erlebnisse mit Therapiehunden beispielsweise in Alters- und Pflegeheimen lösen positive Reaktionen aus. Seit vielen Jahren werden Tiere im sozialen und therapeutischen Bereich eingesetzt.
Auch in der Neurorehabilitation und Paraplegiologie erweist sich die tiergestützte Therapie als fördernd. Mithilfe der Eckenstein-Geigy-Stiftung konnte 2013 der Therapietiergarten auf dem Gelände des Rehab Basel eröffnet werden.
Seither tummeln sich gleich vis-a-vis dem Eingang Meerschweinchen, Kaninchen, Hühner, Katzen, Ziegen, Schafe, Minipigs, Pferde und ein Esel. Diese Tiere sind speziell, denn sie lernen Tricks und kleine Kunststücke, die im Rahmen der Therapie geübt werden.
«Wichtig ist eine offene Haltung»
Die unterschiedlichen Interaktionen mit den Tieren regen alle Sinne der Patientinnen und Patienten an und fördern ihre Aufmerksamkeit und Konzentration. «Der Therapietiergarten des Rehab Basel ist kein Streichelzoo. Die Tiere werden in der tiergestützten Therapie eingesetzt und ergänzen in hohem Masse die soziale Rehabilitation von schwer betroffenen Patientinnen und Patienten. Die Tiere fördern den Weg zurück ins Leben», bringt es Christine Kilcher, Geschäftsführerin der Stiftung pro Rehab Basel, auf den Punkt.
Natürlich dürfen die Tiere auch ausserhalb der Therapie besucht werden. Ihre Hauptaufgabe nehmen sie aber während der Therapiestunde wahr. «Das Tier darf nie überfordert werden, es muss sich im Kontakt zum Patienten wohlfühlen», betont Kilcher.

Ein Team von Tierpflegerinnen und Tierpflegern sorgt dafür, dass es den Tieren rundum gut geht. Sie bereiten sie auf die Begegnungen mit den Patientinnen und Patienten vor und trainieren sie, indem sie ihnen etwa kleine Kunststücke beibringen. Auch beim Therapieeinsatz ist immer jemand vom Tierpflegedienst mit dabei und achtet darauf, dass sich das Tier wohlfühlt und eine Rückzugsmöglichkeit hat, wenn es ihm zu viel wird.
Grundsätzlich können alle Patientinnen und Patienten des Rehab Basel von der tiergestützten Therapie profitieren. Im Vorfeld der Therapie wird individuell besprochen, ob diese Form von Therapie infrage kommt.
«Eine wichtige Voraussetzung für die Therapie mit Tieren ist eine offene, empathische Haltung Tieren gegenüber und das Interesse, sich mit den Tieren auseinanderzusetzen», erklärt Gisela van der Weijden, Leiterin tiergestützte Therapie im Rehab Basel. Wenn jemand beispielsweise Allergien, Ängste oder eine Immunschwäche habe, sei die Behandlung nicht möglich.
Weniger Angst oder depressive Symptome
Dass die tiergestützte Therapie tatsächlich Wirkungen zeigt, konnten mehrere wissenschaftliche Studien belegen, die von Anfang an begleitend gemacht wurden. So steigert der Umgang mit Tieren nachweislich die Therapiemotivation, Lernprozesse werden gefördert, und die verbale Interaktion wird angeregt.
Die Studienleiterin Karin Hediger erklärt: «Der Umgang mit Tieren kann Stress reduzieren und sich positiv auf den Blutdruck auswirken. Zudem können depressive Symptome und Angst reduziert werden.»

Angebote wie dieses könnte das Rehab Basel nicht ohne die Hilfe der Stiftung pro Rehab Basel realisieren, die Spenden für dringend notwendige Anschaffungen generiert, wie etwa medizinische Geräte oder für die Weiterentwicklung und den Ausbau von bisherigen Angeboten.
Ferner werden mit diesen Spendengeldern ungedeckte Pflege- und Therapiekosten übernommen und wissenschaftliche Studien durchgeführt. Stiftungspräsidentin Andrée Koechlin engagiert sich mit Herzblut für diese Sache. «Nach einem Unfall oder einer Krankheit ist eine ganzheitliche Rehabilitation die Basis für das Leben danach. Das Rehab Basel unterstützt die Entwicklung von neuen Lebensentwürfen und gibt Zuversicht.»
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