«Mein Sohn wird alles Erdenkliche tun»
Der Prozess gegen fünf der sechs Vergewaltiger hat in Delhi begonnen. Obwohl die Beweislast erdrückend ist, plädieren sie auf unschuldig. Der Begleiter der getöteten Frau machte seine Aussage.
Im Prozess um die tödliche Vergewaltigung einer jungen Inderin durch sechs Männer hat der bei der Tat anwesende Freund des Opfers ausgesagt. Der 28-Jährige erschien vor dem zuständigen Gericht in Delhi im Rollstuhl. Der Augenzeuge war am Tatort von den Tätern heftig geschlagen und schwer verletzt worden, wie sein Vater sagte. Vor Gericht habe er den Bus identifiziert, in dem sich die Tat zugetragen hatte.
«Ja, mein Sohn konnte den Bus identifizieren, jetzt fängt das Kreuzverhör an», sagte der Vater. Obwohl der Prozess strengen Regeln unterliegt, erlaubte das Gericht den anwesenden Journalisten, die Besichtigung des Busses durch den jungen Mann, mehrere Anwälte und Gerichtsangehörige zu verfolgen.
«Mein Sohn wird alles Erdenkliche tun, um sicherzustellen, dass die Schuldigen bestraft werden», sagte der Vater. «Er wird kooperieren und ist bereit, alle von der Verteidigung gestellten Fragen zu beantworten», fügte er hinzu. Da der junge Mann neben den Tätern und dem Opfer der Vergewaltigung der einzige in dem Bus Anwesende war, ist er für das laufende Verfahren der wichtigste Zeuge.
Tat löste Debatte aus
Die 23-jährige Medizinstudentin war Mitte Dezember in Delhi vergewaltigt und schwer misshandelt worden. Sie starb wenige Tage später in einem Spital in Singapur.
Vor dem Schnellgericht in der indischen Hauptstadt wird fünf mutmasslichen Tätern der Prozess gemacht. Ein sechster Verdächtiger, der nach Einschätzung der Ermittler besonders brutal vorging, ist noch minderjährig. Ein Jugendgericht kann ihn zu maximal drei Jahren Haft verurteilen.
Der Fall hatte in Indien zu Protesten und einer gesellschaftlichen Debatte über die im Land alltägliche Gewalt gegen Frauen geführt. Auch international hatte das bestialische Verbrechen Entsetzen hervorgerufen.
Für unschuldig erklärt
Die fünf erwachsenen Angeklagten haben sich im Vorverfahren für unschuldig erklärt. Die Staatsanwaltschaft soll allerdings erdrückende Beweise haben. So sollen Ermittler unter anderem Blutspuren des Opfers auf der Kleidung der Männer gefunden haben. Insgesamt will die Anklage mehr als 80 Zeugen laden.
Wann es zu einem rechtskräftigen Urteil kommen wird, ist nicht absehbar. Gegen eine Entscheidung des Schnellgerichts können die Männer in Berufung gegen. Sollten sie zum Tode verurteilt werden, können sie ein Gnadengesuch beim Präsidenten stellen.
Gesetze verschärft
Unmittelbar vor Beginn des Prozesses hatte die indische Regierung die Strafen für sexuelle Gewalttäter verschärft. Nach einer entsprechenden Rechtsverordnung können Vergewaltiger nun in besonders schweren Fällen zum Tode verurteilt werden. Auch Wiederholungstätern droht der Galgen.
Die fünf erwachsenen Angeklagten - ein Busfahrer und dessen Bruder, ein Obsthändler, ein Fitnessstudiotrainer und ein Putzmann - gestanden kurz nach ihrer Festnahme bei der Polizei. Demnach begaben sie sich am 16. Dezember angetrunken auf eine «Vergnügungsfahrt» mit einem Privatbus und hielten nach einem Mädchen Ausschau, wie es in dem Polizeibericht an das Gericht heisst.
Nach der Gruppenvergewaltigung sollen die Beschuldigten versucht haben, die Opfer mit dem Bus zu überrollen, um nicht von ihnen identifiziert werden zu können. Die Verteidigung beschuldigte die Polizei, die Geständnisse unter Folter erzwungen zu haben. Das Gericht liess laut Anwälten zwölf Anklagepunkte zu, darunter Mord, Gruppenvergewaltigung, Entführung und die Vernichtung von Beweisen.
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