
«Absence makes the heart grow fonder» – dieses Sprichwort der Englischsprachigen hat Roger Federer am Dienstag beim Platzinterview nach seinem – glücklichen – Sieg gegen den Franzosen Adrian Mannarino nicht verstanden. Zuerst meinte man, er habe es akustisch nicht mitgekriegt, dann war klar: Er verstand es inhaltlich nicht. Dabei ist es ganz einfach. Etwas frei übersetzt bedeutet das: Wenn man jemanden längere Zeit nicht gesehen hat, freut man sich umso mehr auf ihn, auf sie!
Indeed, wie die Briten sagen würden, indeed. Es tut gut, Roger Federer wieder spielen zu sehen. Es war am Dienstag eine Pein gegen Adrian Mannarino, weil sein fehlendes Selbstvertrauen greifbar war. Es tat fast schon weh, für einmal einen ganz anderen Roger Federer zu beobachten: einen zögerlichen, ängstlichen, zaudernden Crack.
Am Donnerstagabend gegen Richard Gasquet, einen alten Bekannten, sah das ab dem Ende des ersten Satzes ganz anders aus: Da waren wieder Spielwitz, Tempo, Winkel und Zuversicht. Den ersten Satz gewinnt Federer im Tiebreak ganz locker, den zweiten 6:1, den dritten 6:4.
Und beim neuerlichen Platzinterview ist er wieder der Roger früherer Tage, mit dem Charme und dem Witz von eh und je.
Es gibt die Neider und Nörgler, die behaupten, das mache keinen Sinn mehr. Chabis.
Es ist gut möglich, dass das definitive Aus schon bald kommt. Selbstverständlich gibt es jene Neider und Nörgler, die behaupten, das mache alles keinen Sinn mehr, er solle endlich, endlich aufhören.
Chabis. «Absence makes the heart grow fonder»: Es ist immer noch ein Vergnügen, Roger spielen zu sehen und ihm zuzuhören. Weil er einer von uns ist, der es in der Welt wirklich zu etwas gebracht hat. Weil er den Basler Schalk und Charme besitzt und die Ehrlichkeit, mit 39 und weit gereist, offen und ehrlich zuzugeben, dass er so ein typisch englisches Saying nicht versteht. «My english is not good enough», bekannte er am Dienstag zu später Stunde.
Ich gebe zu: Ich habe ihn vermisst, und ich geniesse es jetzt umso mehr, ihn wieder spielen zu sehen. Egal wie lange noch.
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Federer hat mir gefehlt – «Mein Englisch ist nicht gut genug» – das Tennis schon
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