Mehr als nur Wohnen
Das Interesse an den alternativen Wohnprojekten auf dem Felix-Platter-Areal ist gross. Das anfängliche Misstrauen der Bevölkerung hat sich gelegt – jetzt will sie Details erfahren.

Über 170 Personen strömen in die Aula des neuen Felix-Platter-Spitals. Anwohner und Interessierte wollen das Neuste zum Stand der Planung auf dem Areal hören. Einige Anwohner fürchten sich vor Lärm und Auto-Suchverkehr, andere, und das sind weit mehr, sehen das alternative Wohnen auf dem Areal als Chance für sich selber.
Beide Lager erfuhren vorgestern Abend viel über die Pläne der Baugenossenschaft Wohnen & mehr. Es ist ein riesiges Projekt. 530 Wohnungen sollen bis zum Jahr 2022 erstellt und unterschiedlichste Bedürfnisse abgedeckt werden. Wie Genossenschaftspräsident Richard Schlägel ausführte, hat ihnen die Stadt eine Landfläche von 35000 Quadratmetern im Baurecht überlassen. Darauf steht auch das alte Felix-Platter-Spital, das erhalten bleibt.
Bunt und idealistisch
Dort werden 130 Wohnungen entstehen, die meisten mit Balkon und mit originellen Grundrissen. Auf der Dachterrasse wird eine Bar für die Bewohner erstellt, wo sie sich abends auf ein Bierchen treffen können. Vor dem Spitalgebäude lädt ein Quartierplatz zum Beisammensein ein, der Rahmen bildet eine Blockrandbebauung mit elf Gebäuden und Wohnhof. Dort entstehen 370 Wohnungen. Dort soll Wohnen für Jung und Alt möglich sein.
Aufgeschlossene Leute können sich für das LeNa-Haus entscheiden. LeNa, das Kürzel für Lebenswerte Nachbarschaft, ist ein Verein, der von der ersten Stunde mit dabei ist. Die Vorstellungen des Zusammenlebens sind bunt, idealistisch und sympathisch. «Komm mit uns nach Hause!», steht auf dem Flyer. Das Szenario: Nach einem anstrengenden Arbeitstag kommt die Bewohnerin nach Hause, nickt den Mitbewohnern zu, die beim Eingang die letzten Sonnenstrahlen bei einem Kaffee oder einem Bier geniessen. Sie betritt die Lounge, in der bekannte Gesichter beim Zeitungslesen, Schwatzen oder Billardspielen sind. Im LeNa-Haus und überhaupt auf dem Areal soll es auch kleine Handwerkerläden, Cafés oder Take-away-Tresen geben.
Lebendiges Quartier für Jung und Alt
Was nach Friede, Freude, Eierkuchen tönt, könnte einen Nerv der Zeit treffen. Die grossen Ängste hegt die ältere Generation gemäss Umfragen nicht gegenüber der Armut, sondern gegenüber der Einsamkeit.
Die Idee von Wohnen & mehr ist, dass die Bewohnerinnen und Bewohner genügend Platz für den privaten Rückzug, jedoch auch Raum für Gemeinsamkeit haben. Grünplätze und Wohnhöfe laden zum gemeinsamen Gärtnern, Plaudern und Sitzen ein, es soll Alterswohnen geben wie auch günstige Wohnungen für junge Leute. Es gibt den kleinen Bäcker, wie ein Denner, der alles für den täglichen Bedarf bietet. Kurz, es soll ein lebendiges Quartier für Jung und Alt werden.
Noch haben die Bauarbeiten nicht begonnen. Fertig ist allerdings das neue Felix-Platter-Spital, das sich ebenfalls auf dem Areal befindet. Per 1. Juli kann die Wohnbaugenossenschaft Wohnen & mehr das Areal übernehmen. Danach erfolgt durch das Baudepartement der Rückbau von einigen alten Gebäuden. Ab Mitte des kommenden Jahres kann die Baugenossenschaft mit den Bauarbeiten beginnen. Die Investitionssumme beläuft sich auf rund 220 Millionen Franken. Die Bauten sollen in Öko-Bauweise erstellt werden.
Nur wenige Parkplätze
Die Fragen einiger besorgter Anwohner drehten sich hauptsächlich um Lärmemissionen während der Bauarbeiten, um eventuellen Schattenwurf durch die Neubauten, jedoch auch um einen allfälligen Mangel an Parkplätzen. Er sei tatsächlich kein grosser Freund von Autos, räumte Schlägel ein. Man habe rund 200 Parkplätze geplant. «Ich habe keine Ahnung, ob das zu viele oder zu wenige sind», sagte er. Allenfalls bestehe jedoch die Möglichkeit, die Mietausschreibungen so zu formulieren, dass Mieter ohne Auto bevorzugt werden.
Mit Material ausgestattet, verliess eine ältere Dame die Veranstaltung. Sie wohne an der Missionsstrasse, sagte sie. In absehbarer Zeit würden ihrem Mann und ihr das Haus zu gross. «Dieses Projekt wäre eine Möglichkeit.» Schliesslich brauche man im Alter nicht mehr so viel Platz. «Da reicht ein schöner Platz für den Sessel», sagte sie verschmitzt. Doch im Garten mitarbeiten würde sie ganz bestimmt.
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