Meeresspiegel: Korrigierter Anstieg
Der Anstieg des Meeresspiegels gilt als eine der grossen Bedrohungen durch den Klimawandel. Die Abschmelzung der Eisschilde in der Antarktis und in Grönland hatte in den letzten Jahrzehnten bereits zu einer Erhöhung geführt. Betroffen sind vor allem Inseln und dicht besiedelte Küstengebiete.
Die Wissenschaft tut sich allerdings nach wie vor schwer, zuverlässige Voraussagen zu machen, wie sich die Eismassen unter der kontinuierlichen Erderwärmung in den nächsten Jahrzehnten verhalten werden. Zwei Studien, die letzte Woche im Fachmagazin «Nature» veröffentlicht wurden, bringen nun mögliche Antworten zu ungeklärten Fragen.
So gingen die Klimatologen bisher davon aus, dass der Kollaps sogenannter Kliffs im antarktischen Eis den Anstieg des Meeresspiegels beschleunigen könnte. Kliffs entstehen dort, wo das Eis ins Meer einmündet und abbricht. Diese Kliffs, so war die These, könnten den Eisabbruch am Rand der Gletscher weiter verstärken. Ein internationales Forscherteam hat nun die Eisverluste in der Antarktis für die Zeit vor drei Millionen Jahren, vor 125000 Jahren und über die Zeitspanne der letzten 25 Jahre rekonstruiert. Sie fanden dabei heraus, dass die Prozesse dieser Eiskliffs keinen Einfluss hatten auf die Meeresspiegelerhöhung in der Vergangenheit. Die Wissenschaftler wagen deshalb die Voraussage, dass selbst bei einer starken künftigen Erwärmung der Beitrag der Antarktis an der Meeresspiegelerhöhung im besten Fall bei 45 Zentimetern liegt – und nicht einem Meter, wie frühere Studien schätzten.
Schwächung des Golfstroms
Eine Eisschmelze der Antarktis und Grönlands kann aber noch weitreichendere Folgen haben. Forscher der Universität Wellington in Neuseeland zeigen in Modellen, dass zum Beispiel durch das wärmere Schmelzwasser der Grönlandgletscher, das in den Nordatlantik fliesst, das Golfstromsystem abgeschwächt wird.
Dieses «Wärmeförderband» bringt warmes Wasser von den Tropen in den Norden. Die Erdoberfläche erwärmt sich derzeit in Richtung 3 bis 4 Grad Celsius. Nach diesem Szenario würde die Kraft des Golfstroms durch die grosse Eisabschmelzung gegen Ende des Jahrhunderts um etwa 15 Prozent nachlassen. Das führt laut den neuseeländischen Forschern etwa zu kälteren Temperaturen in Nordwesteuropa. Zudem würden die Wetterextreme noch unberechenbarer. Die Resultate weisen zwar grosse Unsicherheiten auf, zeigen aber den Zusammenhang zwischen der grossen Eisschmelze, der Ozeanzirkulation und dem Wetter auf.
Im Übrigen: Eine frühere Studie in «Nature» vom letzten Jahr zeigt, dass der Golfstrom heute schwächer als je zuvor in den letzten 1000 Jahren ist. (lae)
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