MCH Group: 170 Millionen Franken weniger Umsatz – Art Basel verschoben
Die Messe Schweiz schreibt die Reihe von Verlusten fort. Der Verwaltungsratspräsident sieht die Stabilität nicht als gefährdet.

Nachdem die MCH Group bereits die Art Basel Hongkong absagen musste, erwischt es jetzt auch die Art Basel: Der Juni-Termin wurde gestrichen. Neu soll die grosse Kunstmesse vom 17. bis 20.September stattfinden. Vorschautage sollen der 15. und 16.September sein.
Diese Entscheidung sei in enger Absprache mit einer Vielzahl von Galeristen getroffen worden, heisst es in einer Mitteilung. «Keiner der Aussteller hatte seine Teilnahme an der Messe bisher zurückgezogen», sagt Art-Basel-Sprecherin Dorothee Dines auf Anfrage. In der Zwischenzeit setzt die Art voll auf den digitalen Ausbau ihres Angebots. «Wir werden auch weiterhin in diesen Bereich investieren und unseren Auftritt und unser Angebot weiterverbessern», sagt sie. Bereits die abgesagte Art Basel Hongkong fand dieser Tage im Internet statt. Kunst, die für die Ausstellung vorgesehen war, konnte online erworben werden.
Art-Basel-Chef Marc Spiegler sprach von einem hochkomplexen Entscheid, die Art Basel zu verschieben. Allerdings sei auch der September-Termin nicht in Stein gemeisselt. Die Situation mit Covid-19 bleibe dynamisch, sagte er. «Wir werden unsere gesamte Planung an die sich entwickelnde Situation anpassen.»
«Starke Liquidität»
Die MCH Group muss in diesem Jahr grosse Umsatzeinbussen durch die Corona-Krise hinnehmen. Diese sollen 130 bis 170 Millionen Franken ausmachen, schreibt die MCH Group in einer Mitteilung. Eine Gewinnwarnung sprach das Unternehmen vorerst nicht aus. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass die Gruppe mit Hauptsitz in Basel zum vierten Mal in Folge tiefrote Zahlen schreiben wird. Wie hoch diese unter dem Strich sein werden, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen.
Trotz Pleiten, Pech und Pannen über mehrere Jahre erachtet Verwaltungsratspräsident Ueli Vischer die Stabilität der Unternehmensgruppe für nicht gefährdet. «Wir haben eine starke Liquidität», sagt er in der Mitteilung. Die flüssigen Mittel beliefen sich Ende Jahr auf 138,3Millionen Franken. Diese und die Eigenkapitalausstattung der Holdinggesellschaft würden genügend Reserven für die verschiedenen Szenarien aufweisen. Dies habe eine Prüfung der Revisionsgesellschaft ergeben.
Die Erträge der MCH Group sind 2019 deutlich eingebrochen. Sie erreichten 445,2 Millionen Franken (–77,6 Millionen). Begründet wird der Rückgang mit dem schwächeren Messezyklus ohne Swissbau, die Neuausrichtung der Baselworld und den Verkauf der Winkler Livecom AG. Die Eigenmessen steuern weiterhin über die Hälfte der Erträge bei (50,9 Prozent) bei. Faktisch paritätisch wurden 2019 22 Messen in Basel und 21 in Zürich durchgeführt. Auch in diesem Jahr wird auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet.
Man arbeite seit Wochen intensiv an der Stabilität des Unternehmens, wird CEO Bernd Stadlwieser in der Mitteilung zitiert. Die Entwicklung von klassischen Messe- und Event-Formaten zu Plattformen und Communitys habe nun noch grössere Dringlichkeit. «Sie ist auf die Zeit nach der Corona-Krise ausgerichtet und wird deshalb intensiv vorangetrieben.»
Verwaltungsrat verdient trotzdem mehr
Ganz offensichtlich sucht die MCH Group auch nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten «für die notwendigen Investitionen». Entsprechende Optionen werden gemäss Stadlwieser gegenwärtig geprüft. In der Vergangenheit war immer wieder spekuliert worden, dass rentable Bereiche teilweise oder ganz veräussert werden könnten – so etwa auch die Art Basel, deren Wert auf bis zu 300 Millionen Franken veranschlagt wird.
Trotz Krise fliessen die Vergütungen bei der MCH Group weiterhin üppig. Für den Verwaltungsrat liegen sie bei 513'000Franken. Das sind knapp 55'000 Franken mehr als im Vorjahr. Auch Verwaltungsrats(VR)-Präsident Ueli Vischer verdiente mehr: Unter dem Strich waren es 119'000 Franken. Der gesamte VR kassierte 550'000 Franken.
Die Geschäftsleitung kostete knapp 265'000 Franken mehr als im Vorjahr, nämlich 3,16 Millionen. Der frühere, glücklose CEO René Kamm – im August 2018 freigestellt – stand bis Ende Februar 2019 im Sold, Hans-Kristian Hoejsgaard, der ihn temporär ersetzte, bis 30. Oktober.
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