Matter will eine Frauenkandidatur
Der SVP-Nationalrat bringt mit Daniela Schneeberger eine Baselbieterin ins Spiel.

Die Auswahlkriterien der FDP für die Nominierung einer Nachfolge von Bundesrat Didier Burkhalter liegen seit gestern auf dem Tisch. Dabei erstaunt manche, dass zu portierende Kandidaten unbedingt die lateinische Schweiz vertreten müssen, denn die Westschweiz ist mit gleich drei Bundesratsmitgliedern heute klar übervertreten. Es scheint also keineswegs zwingend, Burkhalter durch einen Westschweizer zu ersetzen.
Ein zweites Kriterium nannte FDP-Präsidentin Petra Gössi gestern, indem sie sagte: «Ob Frau oder Mann, spielt keine Rolle.» In Stein gemeisselt sind diese beiden Kriterien aber kaum, denn bis am 1. September, wenn die FDP-Fraktion einen oder zwei Kandidaturen wählt, dürften noch weitere Überlegungen eine Rolle spielen. So könnten die Entscheidungsträger bis im Herbst auch in der Geschlechterfrage noch zu anderen Schlüssen kommen, als dies am Tag eins nach dem überraschenden Rücktritt Burkhalters der Fall war.
Bundesrat soll bürgerlicher sein
Entsprechende Überlegungen gemacht hat sich dazu SVP-Nationalrat Thomas Matter (ZH). In der Beurteilung des Baselbiet-Stämmigen ist der heutige Bundesrat politisch klar links einzustufen, was sich aufgrund vieler Regierungsvorlagen zeige. «Jetzt liegt es an der FDP, dies zu ändern», sagt Matter, «indem sie ein wirklich bürgerliches Ticket präsentiert.» Matter erwartet deshalb, dass die FDP vorausschauend handelt.
Seine Überlegung: «Wenn ein FDP-Mann gewählt wird, haben wir nach einem Rücktritt von CVP-Bundesrätin Doris Leuthard nur noch eine einzige Frau im Bundesrat, nämlich SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Dies aber dürfte vom Parlament kaum akzeptiert werden. Die CVP wäre bei einer solchen Konstellation praktisch gezwungen, eine Frau als Nachfolgerin von Doris Leuthard zu präsentieren. Matter zu diesem Szenario: «Wenn ich mir die möglichen Frauenkandidaturen aus der CVP ansehe, dann wird es mir bange.» Denn da sei niemand zu erkennen, die dem Bundesrat das Prädikat «bürgerlich» geben könnte.
Denke die FDP voraus, solle sie deshalb nun eine bürgerliche Frau bringen, die nicht unbedingt aus der Westschweiz oder aus dem Tessin kommen muss, fordert Matter. Er wird konkret: «Ich denke dabei insbesondere auch an die Baselbieterin Daniela Schneeberger, die kompetent ist, besonders auch in Wirtschaftsfragen.» So wäre die CVP auch nicht dazu angehalten, später unbedingt eine Frau portieren zu müssen, die aufgrund der vorhandenen Personaldecke am linken politischen Rand operiert.
Dies aber wäre nach Einschätzung Matters beispielsweise bei den Zürcherinnen Kathy Riklin oder Barbara Schmid-Federer der Fall.Die Überlegungen Matters könnten zusätzlich an Brisanz gewinnen, sollte sich der Tessiner Ignazio Cassis durchsetzen, der im Bundeshaus keineswegs als «durch und durch bürgerlich» gilt.
Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang auch Aussagen von Nationalrätin Doris Fiala, der Präsidentin der FDP-Frauen. Sie verwarf gestern bei Radio SRF eine Frauenkandidatur. Ihre Überlegung: Es werde in den nächsten Jahren noch einen zweiten freien Bundesratssitz geben. Eine Tessiner Kandidatur heute sei mehr als berechtigt. «Vor allem hat man dann gute Argumente, wenn man in naher Zukunft auf eine Frauenkandidatur drängen möchte», sagte sie.
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