Weibliche SexualitätMasturbieren ist wie Zähneputzen
Dass Frauen sich selbst befriedigen, gilt immer noch als Tabu. Eine nationale Kampagne will das ändern – darum beschäftigt sich nun auch das Bundeshaus mit Solo-Sex.

Wenn weibliche Sexualität in Filmen «emanzipiert» und «mutig» wirken soll, sieht das ungefähr so aus wie in der aktuellen schwedischen Netflix-Serie «Liebe und Anarchie»: Nach einer Viertelstunde hat man der Hauptdarstellerin Sofie, erfolgreiche Enddreissigerin mit Sinnkrise und attraktivem Werbefilmer-Gatten, dreimal beim Masturbieren zugeschaut. Sie tut es morgens im Bad zwischen Frühstück und Kinder zur Schule bringen oder wenn sie nachts nicht schlafen kann. Dazu schaut sie Pornos auf ihrem Handy.
Dass die Protagonistin sich ganz selbstverständlich ihrem sexuellen Vergnügen widmet, ist gewiss eine gute Sache. Nur fragt man sich, warum weibliche Selbstbefriedigung immer noch derartiges Aufregerpotenzial hat, dass fast keine Filmkritik zu «Liebe und Anarchie» ohne einen euphorischen Verweis auf Sofies Solo-Sex auskommt.