Massiv mehr Gewalt gegen Polizisten
Basel-Stadt bleibt der kriminellste Kanton der Schweiz. Die Polizei ist beunruhigt.

Es waren positive Nachrichten, die das Bundesamt für Statistik am Montag verkündete: Die Kriminalität in der Schweiz sinkt. Die Kantonspolizeien registrieren immer weniger Verbrechen. 439'001 Straftaten wurden in der Schweiz im vergangenen Jahr begangen. Das ist der tiefste Wert seit 2009. So weit, so gut für die Schweiz. Doch der Kanton Basel-Stadt tanzt aus der Reihe und erhält erneut den unrühmlichen Titel als kriminellster Kanton der Schweiz.
Pro 1000 Einwohner wurden in Basel 113,5 Straftaten registriert. An zweiter Stelle steht der Stadtkanton Genf, wo auf 1000 Einwohner 102,8 Straftaten entfallen. Obwohl Basel weiterhin die landesweite Kriminalstatistik anführt, bilanzierte der Erste Staatsanwalt Alberto Fabbri (CVP) eine «relativ stabil gebliebene Kriminalitätslage». Aus der gestern vorgestellten Kriminalstatistik 2017 geht hervor, dass mit 21 910 Verstössen gegen das Strafgesetzbuch (StGB) vier Prozent mehr Straftaten begangen wurden als noch im Vorjahr. Allerdings liegt der Wert noch deutlich unter jenem von 2012, als 27 052 StGB-Delikte verzeichnet wurden.
Auffallend an der Statistik ist die massive Zunahme der Angriffe gegen Beamte. Gegen die öffentliche Gewalt wurden im vergangenen Jahr 637 Delikte gezählt. Weiter nahmen Gewalt und Drohung gegen Beamte um 50 Prozent auf 373 Fälle zu. Bei den Opfern handelt es sich mehrheitlich um Polizisten, vereinzelt sind auch Securitas-Mitarbeiter, Gefängnisaufseher und Bahnkontrolleure betroffen.
Mehr Präsenz schadet Beamten
Die Zahl der Übergriffe auf Beamte ist vor allem in Relation zu den schweizweiten Angriffen alarmierend. So gab es in der Schweiz knapp über 3000 Anzeigen wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte.
Das bedeutet: Jeder achte Fall von Gewalt gegen Beamte in der Schweiz ereignete sich im Kanton Basel-Stadt. In den Städten Zürich und Genf gibt es deutlich weniger Übergriffe auf Polizeibeamte als in Basel. Eine Ursache dafür sei die verstärkte Polizeipräsenz, sagt laut Staatsanwalt Hans Ammann: «Wer mehr vor Ort ist, wird eher angegriffen.» Seit einiger Zeit führe die Polizei sogenannte «Brennpunktaktionen» durch, indem sie sich vor verschiedenen Lokalitäten aufstellt, bei denen eine Eskalation droht.
Nebst den Pöbeleien aufgrund der verstärkten Polizeipräsenz hätten die Übergriffe auf Polizisten aber auch an Kundgebungen und Demonstrationen zugenommen, so Polizeisprecher Toprak Yerguz. «Beunruhigend ist dabei nicht nur der Mangel an Respekt, sondern die teilweise zunehmende Brutalität der Angriffe. Zu erinnern ist etwa an die Krawalle im Nachgang des Einsatzes beim besetzten Haus an der Schwarzwaldallee vom August.» Damals wurden die Polizisten mit Pyro-Fackeln, Böllern und Steinen gezielt angegriffen.
Aufgrund der Zunahme von Attacken sei im Korps zudem die Bereitschaft gestiegen, solche Vorfälle zur Anzeige zu bringen. «Die Betroffenen dürfen in solchen Verfahren auf die Unterstützung der Polizeileitung zählen und werden bei Bedarf beraten. Denn nur die konsequente Ahndung solcher Übergriffe kann längerfristig zu einer Verbesserung der Situation führen», hält Yerguz fest.
Für die Beamten mag die erhöhte Präsenz zwar weniger angenehm sein, den Zivilisten kommt es laut Staatsanwalt Ammann jedoch zugute. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Raubdelikte mit 83 um einen Drittel. «Den Rückgang von Raubdelikten führen wir vor allem auf die Präsenz der Kantonspolizei zurück, die eine starke präventive Wirkung hat», so Ammann.
Kokain auf dem Vormarsch
Dieser Rückgang fügt sich ins Gesamtbild der Vermögensdelikte ein, die seit 2012 einen Abwärtstrend verzeichnen. Die Ausnahme bildet der Betrug, der in diesem Jahr um 30 Prozent gestiegen ist. «Dieser Anstieg ist vor allem auf Betrügereien im Internet zurückzuführen. Wie beispielsweise die seit Kurzem aktiven falschen Polizisten, die sich am Telefon als echte Beamte ausgeben und Leute zu Geldüberweisungen anleiten», erklärt Ammann.
Ebenfalls auffällig ist die erneut angestiegene Drogenkriminalität: Mit 3968 angezeigten Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz ist die Zahl nicht nur höher als 2016, sondern hat eine neue Höchstmarke erreicht. Die häufigsten dieser Delikte sind der Besitz (45 Prozent) oder der Konsum (42 Prozent) von Drogen. Für besonders bedenklich hält Thomas Homberger, Chef des Betäubungsmittel-Dezernats und Staatsanwalt, den anhaltenden Vormarsch von Kokain und Amphetamin. Sowohl im Handel (8,8 Prozent) wie im Konsum (13,1 Prozent) von Stimulanzien gibt es einen Aufwärtstrend.
Bei Betäubungsmitteldelikten sind die Beschuldigten in 57 Prozent der Fälle Ausländer. Bei den StGB-Delikten waren es 2507. Die grösste Gruppe der ausländischen Beschuldigten stellten im letzten Jahr mit 249 Personen die Deutschen, dicht gefolgt von den Türken (201), den Rumänen (196) und den Italienern (150).
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