Massenexodus aus der Hauptstadt des IS
Tausende Bewohner der Hochburgen des Islamischen Staats in Syrien sind aus Angst vor US-Angriffen auf der Flucht. US-Kampfflugzeuge griffen erstmals Ziele nahe Bagdad an.

Die von US-Präsident Barack Obama angekündigte Offensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat nimmt Form an. Erstmals griffen US-Kampfflugzeuge die Extremisten auch unweit von Bagdad an, um irakischen Sicherheitskräften zur Hilfe zu kommen. In Erwartung von US-Attacken auch in Syrien flohen Tausende aus den dortigen IS-Hochburgen.
Bewohner berichteten der Nachrichtenagentur AP, dass aus Rakka - der De-Facto-Hauptstadt der Terrormiliz in Syrien - ein wahrer Exodus begonnen habe. Die Stadt am Euphrat, in der die Extremisten ihre strenge Auslegung des islamischen Rechts durchsetzen, gilt als offensichtliches Ziel für US-Luftangriffe, sobald diese auch in Syrien beginnen.
Auch das Assad-Regime fliegt Angriffe
Zusätzlich kam die Stadt zuletzt auch zunehmend unter Beschuss der syrischen Luftwaffe. Am Dienstag stürzte ein Kampfflugzeug der Regierung in ein Haus in Rakka. Acht Bewohner seien dabei ums Leben gekommen, berichtete der örtliche Aktivist Furat Alwfaa. Ob es von Kämpfern der Extremistengruppe abgeschossen wurde oder wegen technischer Probleme abstürzte, sei unklar.
Absturz eines Kampfflugzeugs in Rakka. (Quelle: Raqqa Media Centre/Storyful)
Der Zwischenfall machte deutlich, wie leicht sich die syrischen Regierungstruppen und die USA bei ihren Angriffen auf den IS in die Quere kommen könnten. Das Problem beschäftigt auch die Regierung in Washington. Die USA würden zurückschlagen, sollte es syrische Angriffe auf US-Kampfjets geben, sagten ranghohe Regierungsbeamte der AP. Washington wisse gut über Standorte syrischer Luftverteidigungssysteme sowie Kommando- und Kontrollzentren Bescheid.
Hagel vor dem Kongress
Zusätzlich zu den Luftangriffen will Obama den IS mit einer militärischen Ausbildung moderater Rebellen unter Druck setzen. Diese Strategie wird auch vom US-Kongress unter die Lupe genommen. Am Dienstag sollten Verteidigungsminister Chuck Hagel und Generalstabschef Martin Dempsey vor dem Streitkräfteausschuss des Senats aussagen. Am Donnerstag wird Hagel im Repräsentantenhaus erwartet und auch Aussenminister John Kerry sollte vor Kongressausschüssen Rechenschaft ablegen.
Obama hatte erklärt, dass er die Luftangriffe auch ohne Zustimmung des US-Kongresses anordnen könne. Allerdings sind sie im Fall von Syrien auch international umstritten, weil die Regierung in Damaskus nicht eingebunden ist. Im Irak hatte die Regierung offiziell um Hilfe gebeten.
Eine Pufferzone an der türkischen Grenze
Seit Dienstag sind in Bagdad auch die für den Kampf gegen IS entscheidenden Posten im Kabinett besetzt. Ministerpräsident Haidar al-Abadi habe den Sunniten Dschaber al-Dschabberi als Verteidigungs- und den Schiiten Rijad Ghareeb als Innenminister nominiert, hiess es aus dem Parlament.
Dem Bündnis der USA gegen den IS haben sich mehrere Dutzend Staaten angeschlossen, die sich auf unterschiedliche Weise an dem Einsatz beteiligen wollen. Das Nachbarland Türkei, das nicht mit im Boot ist, erwägt selbst die Einrichtung einer Pufferzone gegen die Extremisten an den Grenzen zum Irak und Syrien, wie Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte.
Saudiarabien stellt Stützpunkt zur Verfügung
Eine weitere muslimische Regionalmacht, das sunnitische Saudiarabien, stellt für das Anti-IS-Bündnis seine Militärstützpunkte zur Verfügung, um dort die syrischen Rebellen zu trainieren. Die Details dieses Plans wurden im US-Kongress intensiv debattiert. Möglicherweise könnte das Repräsentantenhaus bereits am Mittwoch über eine von den Republikanern ausgearbeitete Gesetzvorlage abstimmen.
Bewilligt werden soll der Schritt als Zusatz zu einem Budgetgesetz, mit dem die US-Verwaltung bis Mitte Dezember finanziert werden soll. Konkret wird in der Vorlage aber festgehalten, dass damit kein Kampfeinsatz von US-Truppen genehmigt wird. Zweifel herrschen unter anderem darüber, wie lange die Ausbildung dauern und wie moderate Rebellen ausgewählt werden sollen.
SDA/ldc
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