Masochismus mit Freibier
Linke Journalisten und Politiker feierten ein Anti-BaZ-Fest und wurden teilweise richtig ausfällig.
Ein Mann bläst kräftig in ein Didgeridoo. Abwechselnd holt er Luft und ruft Dinge wie: «Züri-Zeitung, Züri-Zeitung» oder «Blocher, Blocher». Ein bizarrer Auftritt, doch er passt irgendwie zum Anlass. Am Freitagabend lud die Gruppe «Rettet Basel», ambitionierte BaZ-Kritiker um den Kulturschaffenden Guy Krneta, zum Fest beim Haus der elektronischen Künste (HeK). «Wir freuen uns, dass Christoph Blocher und Markus Somm den Medienplatz Basel verlassen», schreiben sie in ihrer Einladung, die uns exklusiv vorliegt und das eigentlich gar nicht sollte. Die BaZ will man nicht sehen. Weil ich aber finde, dass gesunder Masochismus hin und wieder gut tut, besuche ich die Anti-BaZ-Feier.
Nicht viele Leute sind gekommen – aber die die da sind, sorgen für Unterhaltung. Das liegt auch daran, dass es Freibier gibt. Frisch abgezapft vom Unser-Bier-Brauer Istvan Akos persönlich. Der mag die BaZ auch nicht – warum weiss ich nicht. Auch alt SP-Grossrat Rudolf Rechsteiner ist da. Das weisse Hemd eng über das Bäuchlein gespannt, darf er sich auf dem Podium seinen Frust von der Seele reden. Hier findet sein Hass auf BaZ-Chef Markus Somm ein Ventil.
Geistig kranker Chef-
«Markus Somm ist ein Fall für die Psychiatrie. Ich habe schon seinen Vater gekannt. Das war so ein AKW-Bauer. Gegen so jemanden hat so ein kleiner Mann wie Markus Somm nie eine Chance gehabt.» Somms Vater, Edwin Somm, war Chef des Technikkonzerns ABB. «Markus Somm leidet unter einem heftigen Minderwertigkeitskomplex. So ein drittklassiger Möchtegernhistoriker ist das, der das erste Mal im Leben mit dem Griffel von Christoph Blocher irgendeine Gruppierung in den Boden schreiben darf. Das fand ich immer schon zum Kotzen. Markus Somm gehört in Behandlung.» Er sagt, er habe die BaZ seit acht Jahren nie mehr gelesen, aber er weiss erstaunlich gut über deren Inhalt Bescheid.
Nach Rechsteiner malen sich die Basler Historiker Regina Wecker und Georg Kreis den Medienplatz Basel ohne Markus Somm in den schillerndsten Farben aus. Auch SP-Nationalrat Beat Jans freut sich auf die Zeit der BaZ unter Tamedia: «Dann wird alles anders.» Da sind die Leute von «Rettet Basel» aber nicht seiner Meinung. Die Initianten, ausschliesslich weisse Männer im fortgeschrittenen Alter wie Bernhard Bonjour und der Journalist Alfred Schlienger, wollten die Gruppe eigentlich nun auflösen, weil ja mit dem Abgang von Blocher und Somm Basel gerettet sei. Dann haben sie aber festgestellt, dass am Aeschenplatz grossmehrheitlich weiterhin die gleichen Nasen sitzen, die sie so verachten, und jetzt wissen sie eben nicht, ob man nicht doch weiter Widerstand gegen die BaZ leisten soll. Nachdem die Redner das Publikum richtig aufgeheizt hatten, folgte im Keller des HeK das Grande Finale.
«Halts Maul!»
Dort grüsst SP-Regierungsrat Hans-Peter Wessels via Videobotschaft die Anwesenden und bedankt sich für den Widerstand gegen diese «hetzerische» BaZ. Danach lud die Philosophin Silvia Henke zum Podium über den Abgang von Somm und die Basler Medienwelt. Mit David Sieber, Chefredaktor der Basellandschaftlichen Zeitung, Tageswoche-Redaktionsleiter Gabriel Brönnimann und Michael Baas von der Badischen Zeitung hätte eine angeregte Diskussion über den Medienplatz Basel stattfinden können.
Doch weil diese die BaZ nicht, wie von der Moderatorin und dem Publikum erwartet, beschimpfen wollen, fangen Henke und das Publikum an, die Podiumsgäste zu beleidigen. Als Sieber die aggressive Kritik Henkes an seinem Blatt kontern will, ruft ein Mann: «Halts Maul, Sieber.» Ziemlich aufgewühlt gehen Sieber und Brönnimann danach direkt zum Bierstand, um sich nach der gehässigen Diskussion ein wenig Medizin fürs Gemüt zuzuführen. Mittlerweile herrscht reger Trubel vor dem Haus der elektronischen Künste. Hansi Voigt (ehemaliger Chefredaktor von Watson) hat sich dazugesellt. Auch Kaspar Surber, Redaktionsleiter der Wochenzeitung, ist da. Und Sibylle Schürch (SP), Geschäftsführerin der Tageswoche und Mitglied des Unirats. Sie trägt ein schönes, sommerliches Kleid, scheint aber nicht gross mit mir reden zu wollen. Sie nimmt mir wohl immer noch übel, dass ich sie als «Quotenfrau» des Unirats bezeichnet habe. Als sich die Nacht über das Areal beim Dreispitz legt und ich schon einige Gläser von Akos' Nektar getrunken habe, versuche ich noch einige vernünftige Worte mit Schlienger zu wechseln – vergeblich. Ich verlasse die Festgemeinde. Genug Masochismus für heute.
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