Marseiller Drogenkrieg löst Kontroverse aus
In Frankreich ist eine Debatte über einen Armeeeinsatz im Bandenkrieg in Marseille entbrannt. Präsident Hollande erteilt entsprechenden Forderungen eine Absage; er will stattdessen die Polizei verstärken.

Der blutige Bandenkrieg im südfranzösischen Marseille hat jetzt die Regierung in Paris auf den Plan gerufen, die Forderungen nach einem Einsatz der Armee allerdings eine klare Absage erteilte. Nach dem 19. Toten durch Schiessereien von Drogenbanden im Raum Marseille in diesem Jahr beriefen die Sozialisten heute für den 6. September eine Ministerrunde ein, die einen «Aktionsplan» aufstellen soll.
Frankreichs Präsident François Hollande wies Forderungen aus der eigenen sozialistischen Partei nachdrücklich zurück, Soldaten in der zweitgrössten französischen Stadt patrouillieren zu lassen. «Die Aufgabe der Armee ist es nicht, die Viertel unserer Republik zu kontrollieren», sagte er am Rande eines Besuchs in der spanischen Hauptstadt Madrid. Es sei Aufgabe der Polizei – «die im Übrigen verstärkt werden muss» –, Gewalt und Kriminalität zu beenden.
«Kein Feind im Innern»
Ähnlich äusserte sich auch Premierminister Jean-Marc Ayrault bei einem Besuch in der Region Paris. Er rechtfertigte zudem seine Entscheidung, eine Ministerrunde speziell zu Marseille einzuberufen. Dies habe er entschieden, «um die Entschlossenheit der Regierung zu zeigen, die Sachen nicht wie in den vergangenen Jahren abgleiten zu lassen», hob er mit Blick auf die konservative Vorgängerregierung hervor.
Zuvor hatten Innenminister Manuel Valls und Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian die Forderung nach einem Einsatz der Armee scharf zurückgewiesen. Ein Eingreifen von Soldaten in Marseille sei «ausgeschlossen», sagte Valls. Es gebe keinen «Feind im Inneren», der einen solchen Einsatz rechtfertigen würde. Verteidigungsminister Le Drian erklärte, ein Einsatz von Soldaten zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung werde «auf keinen Fall erwogen».
Kein Aufruf zum Bürgerkrieg
Die sozialistische Senatorin Samia Ghali, die auch Bürgermeisterin von zwei Stadtteilen von Marseille ist, hatte angesichts der seit Wochen anhaltenden Gewalt zwischen verfeindeten Drogenbanden ein Eingreifen der Armee gefordert. Die Drogenbanden setzten «Kriegswaffen» ein, «da kann nur noch die Armee intervenieren», sagte sie der Zeitung «La Provence» von heute.
Der konservative Bürgermeister von Marseille, Jean-Claude Gaudin, wies dies zurück. Die Stadt brauche «Verstärkung bei der Polizei» und keinen «Aufruf zum Bürgerkrieg», sagte er.
Häufig Kalaschnikows im Einsatz
Im Norden von Marseille war erst gestern Abend ein 25 Jahre alter Mann mit einem Schnellfeuergewehr vom Typ Kalaschnikow erschossen worden. Seit Anfang des Jahres wurden damit bei mutmasslichen Bandenkonflikten in Marseille 14 Menschen getötet. Wenn die Region um die südfranzösische Grossstadt hinzugezählt wird, waren es 19 Tote. Häufig kommen bei den Schiessereien Kriegswaffen wie Kalaschnikows zum Einsatz.
Die französische Armee ist in der jüngeren Vergangenheit noch nie eingesetzt worden, um die Ordnung in schwierigen Lagen wieder herzustellen – weder während der Studentenrevolte im Mai 1968 noch während der Vorstadtunruhen vom November 2005.
AFP
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