Markt der jungen Kulturen
Das Jugendkulturfestival bietet zwei Tage Musik, Kreativität, Trendsport, Kunst und Kunsthandwerk in Grossbasel.

Der junge Mann tritt heftig in die Pedale, neben der Elisabethenkirche, bei den Pyramiden. Er macht Strom. In seiner unmittelbaren Nähe stehen zwei Sonnenkollektoren, sie haben den ganzen Tag Elektrizität gespeichert. Die Kollektoren werden bis tief in die Nacht hinein ein Sound-System antreiben, zwei Velos bringen derweil Saft für die Lichtschau. Nomatark heisst die Gruppe, die diese ökologisch einwandfreie Disco auf die Tanzbeine gestellt hat, der Name ist eine Fusion der beiden Wörter «Nomaden» und «autark». Ein wirklich innovatives Konzept für das Zeitalter des Klimawandels und der Ängste, die dieser generiert. Und ein Beitrag zum diesjährigen Jugendkulturfestival, kurz JKF genannt. Gleich nebenan rasen und springen wilde Skater auf ihren famosen Brettern um die Wette: Auch das kennen wir, auch das schätzen wir!
Es ist kurz nach 18 Uhr. Wie auf Kommando hat das Programm angefangen, an vielen Standorten, auf grossen Bühnen, an kleinen Ständen. Ein vielseitiges Programm, zusammengestellt von einem Team, das aus Leuten besteht, die bei der ersten Durchführung des JKF vor 22 Jahren gerade mal im Primarschul- oder Kindergartenalter waren, was durchaus folgerichtig ist. Während die bahnbrechenden ersten beiden Festivals in den Jahren 1997 und 2000 noch von einem überbordend-chaotischen Pioniergeist lebten, auf den kreativen Visionen von genuinen Szenen-Freaks beruhend, die damals alle schon in ihren Vierzigern waren, wirken heute ernsthafte junge Leute an allen wesentlichen Schaltstellen des JKF – und alles ist einwandfrei organisiert.
Eine schwierige Definition
Das ist auch sinnvoll. Schliesslich ist es heute noch schwieriger als damals, Jugendkultur zu definieren. Ganz sicher ist es schon lange sinnlos, dies über Genres zu versuchen, denn die Zeiten, als etwa Rock oder Hip-Hop, Skaten oder Graffiti tatsächlich Kulturgüter waren, die Junge von Erwachsenen unterschieden, sind endgültig vorbei. Die Kulturinteressen junger Menschen sind heutzutage genauso differenziert und diversifiziert wie jene von – sagen wir – Mitdreissigern oder Senioren. Es gibt kaum mehr Trends oder Genres, über die sich junge Kultur monolithisch definieren könnte. Deshalb steckt hinter der Basler Marke JKF eine eigentliche markt- oder messeartige Werkschau, die junge Leute frei agieren lässt. Sie machen Kultur, im weitesten Sinn, genreübergreifend, im öffentlichen Raum, kostenlos und professionell.
Natürlich gehört Musik dazu, lustig ist, dass Hank, die erste Band, die neben der Elisabethenkirche loslegt, problemlos auch aus den späten 1970ern stammen könnte, ihr Sound erinnert an die Talking Heads, Television oder Devo. Eine ähnliche tonale Stimmungslage herrscht auf der grösseren Theaterplatz-Stage mit Baklava und auf dem Barfi mit den noch schrägeren Weird Fishes. Alles erfrischende Neue-Welle-Klänge von vorgestern, von einem post-postmodernen Hauch von heute durchweht, gut und lebendig gemacht.
Unendlich viele Genres
Am Münsterplatz und auf dem Klosterhof ist alles etwas kleinteiliger, hier gibt es einen Textkubus, eine Kleidertauschbörse, hier wird gesprayt, gemalt, Landhockey gespielt, auf der Slackline balanciert – und jener verrückte Parcours-Sport ausgeübt, der die Stadt und ihr Mobiliar als Hürdenlauf begreift, über den in einem Affentempo waghalsig geklettert und gesprungen wird. Gleich nebenan steht die Tanzarena der Marke Movement, die ebenfalls für Bewegung sorgt.
Das Programm des diesjährigen JKF bedient unendlich viele Genres und Interessen: Film, Poesie, Jazz, Texte, Spiele, Food-Sharing, Theater, Storytelling. Natürlich kommen zur späten Stunde bekanntere Bands zum Zug: Zatokrev etwa, Pyro & Schwellheim, Höhepunkte auf grossen Bühnen-Burgen.
Das Ganze ist eine Momentaufnahme, die die Kreativität junger Menschen in den Fokus rückt, im Zeichen einer berückenden Vielfalt, fast als hätten die Verantwortlichen ein bisschen Angst davor, irgendetwas zu vergessen. Heute wird es an allen Standorten nochmals heftig abgehen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
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