Marc Dutroux kämpft um seine Freiheit
Der belgische Kindermörder Marc Dutroux hat in Brüssel einen Antrag auf vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis gestellt. Juristen räumen ihm kaum Chancen ein.

Eine Polizei-Eskorte im Morgengrauen, Stacheldraht und Metalldetektoren: Wenn der Schwerverbrecher Marc Dutroux seine Zelle verlässt, gilt in Belgien die höchste Sicherheitsstufe. Der verurteilte Mörder durfte heute das Gefängnis mit einem Saal im Brüsseler Justizpalast tauschen. Dutroux kämpft vor Gericht für seine vorzeitige Entlassung aus der Haft. 2004 als Mörder mehrerer Mädchen zu lebenslang verurteilt, hat er niemals die Hoffnung aufgegeben, doch wieder auf freien Fuss zu kommen.
Der Mann, der laut Gerichtsurteil ein Psychopath ist, blieb der Öffentlichkeit aber verborgen. Belgiens Krimineller Nummer eins betrat den Sitzungssaal durch einen Hintereingang.
Polizisten hatten ihn am frühen Morgen aus dem 25 Kilometer entfernten Nivelles abgeholt. Im Justizpalast sperrten die Beamten Gänge mit Stacheldraht ab. Die Vorsicht ist angebracht: 1998 gelang Dutroux bei einem Gerichtstermin in Neufchâteau die Flucht, erst Stunden später spürten Fahnder ihn in einem Waldstück auf.
Keine Vorbedingung erfüllt
Vor dem Justizpalast blieb es erstaunlich ruhig. Nur wenige Demonstranten hielten Schilder hoch mit der Aufschrift: «Hängt die Pädophilen» und «Dutroux muss im Knast bleiben». Die Affäre Dutroux erschüttert Belgien seit Jahrzehnten.
Sechs Mädchen entführte Dutroux in den 90er Jahren, folterte und vergewaltigte sie, vier starben. Und auch heute noch erregt sein Antrag die Gemüter. «Es ist mal wieder eine der Provokationen, die er so liebt», schrieb die Zeitung «La Libre Belgique».
In der Tat schliessen Juristen eine baldige Freilassung Dutroux aus. Der Mann erfülle keine der notwendigen Vorbedingungen, heisst es. Denn Dutroux müsste per Gutachten belegen, dass von ihm, dem mehrfachen Mörder, keine Gefahr mehr ausgeht. Zudem müsste er einen Aufenthaltsort sowie eine Beschäftigung vorweisen.
Dutroux lebt «in einem Kokon»
Dass Dutroux sich wirklich geändert hat, bestreitet selbst sein Arzt Michel Matagne, der demnächst ein Buch über seinen Patienten veröffentlichen will. Matagne sagte belgischen Medien: «Dutroux hat sich seit seiner Jugend in seinem Kopf einen Kokon geschaffen mit seiner eigenen Wahrheit - und darin lebt er immer noch.»
Grund dafür sei, dass er von klein auf von seinen Eltern, einem Lehrerehepaar, zu wenig Liebe und Hinwendung bekommen habe. Dutroux und sein Anwalt arbeiten eifrig an einem Resozialisierungsplan, um die Auflagen für eine Freilassung zu erfüllen.
«Wir haben einiges getan, um das Gericht zu überzeugen», sagte der Anwalt ohne Details zu nennen. «Ich hoffe, dass die Richter nicht unter dem Druck der Öffentlichkeit einknicken.» Das Gericht hat zwei Wochen Zeit, zu dem Antrag Stellung zu nehmen.
Sicherheitsverwahrung denkbar
Nach Informationen der Tageszeitung «Le Soir» gibt es einen Mann in Antwerpen, der bereit sei, Dutroux aufzunehmen. Als Vorbild dient Dutroux seine Ex-Frau Michelle Martin, die im vergangenen August nach 16 Jahren Knast freigekommen ist.
Doch ihr Fall lag anders: Martin war nur seine Komplizin. Ihre Taten - sie liess zwei Mädchen im Keller des Hauses verhungern - bedauerte sie. Zudem lebt Martin seit ihrer Freilassung in einem Kloster. Bislang zeigt sich die Justiz hart: Im April 2012 bat Dutroux um Freigang für einen Tag. Die Gefängnisleitung lehnte ab.
Doch der Mann lässt nicht locker. Nun will er die Freiheit mit elektronischer Fussfessel erreichen. In der belgischen Öffentlichkeit herrscht allerdings die Gewissheit vor, dass die Regierung eine Freilassung von Marc Dutroux verhindern wird.
Dazu bietet das Urteil von 2004 eine Möglichkeit: Es lautet auf «lebenslang» und sieht eine zusätzliche Sicherungsverwahrung von zehn Jahren vor, über die die Regierung entscheidet. Sie könnte Dutroux somit in Haft behalten, selbst wenn eine Entlassung genehmigt würde.
SDA/kpn
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