Manege frei für Knies «Circus Musical»
Musik, Kriege, Zirkusshows: Rolf Knies Musical rast durch 200 Jahre Knie-Geschichte und bietet dabei so viel an, dass der Zuschauer kaum nachkommt.

Das Zirkus-Musical ist ein bunter Ritt durch 200 Jahre Knie-Geschichte. Die Fahrt kommt auch an Napoleons Kriegsherrschaft, den Schweizer Völkerschauen und dem Zweiten Weltkrieg nicht vorbei. Den kleinen Männern der Geschichte – Herrn Bonaparte und den deutschen Nationalsozialisten – fallen dabei lediglich Statistenrollen zu.
Rolf Knie hat sich im dreijährigen Schaffungsprozess nicht zu wenig vorgenommen. Im Voraus versprach der Produzent und Regisseur eine Vermischung zweier Welten, bei der alle Zuschauer auf ihre Kosten kommen, lachen und weinen werden.
Zwei Welten, ein Stück
Florian Schneider, welcher im Stück die Rolle der Väter übernimmt, sagt dazu: «Es bedeutet mir schon sehr viel, Teil dieses grossen, neuen Ensembles zu sein. Und es gab, meines Wissens, es noch überhaupt gar nie, dass sich das Genre des Musicals mit der Welt und Ästhetik des Zirkus vermischt hat.»
Alles beginnt 1803 am österreichischen Kaiserhof mit einem Generationenkonflikt zwischen Vater Knie und seinem erwachsenen Sohn – gespielt von Alexander Klaws. Wie der Vater vor ihm soll auch Friedrich Hofarzt werden. Doch der Junior hat andere Pläne: Als Gründer zieht er mit dem Zirkus Knie und den Artisten durchs Land.
Schon jetzt wird dem Auge viel geboten. Klaws schwebt zu einem schnulzigen Lied mitsamt Klavier durch die Lüfte, bis beide wortwörtlich kopfstehen, unter ihm zarte Wölkchen – eine Szenerie, die mit einer Prise Selbstironie daherkommt. Bei der Zirkusshow lernt Friedrich schliesslich seine zukünftige Frau Antonia kennen, welche sich ebenfalls gegen den eigenen Vater auflehnt und sich trotz bürgerlichem Hintergrund der Karawane anschliesst. Die Jahre vergehen, ein Sohn kommt zur Welt – Friedrich der mindestens Dritte –, und die Zirkuskarawane wird an den österreichischen Hof geladen.
Friedrich stirbt
Dort gibt es ein Wiedersehen zwischen Vater und Sohn Knie, welches mit dem plötzlichen Tod Friedrichs endet. Die Handlung rattert unerbittlich voran: Kriegsjahre, Armut, Aufführung vor Napoleon als Schattenspiel. Verschnaufpausen bieten lediglich die Gesangseinlagen. Besonders überzeugt dabei Judith Jandl als Antonia Stauffer mit einer ausdrucksstarken Stimme und einem – trotz Musicalpathos – authentischen Schauspiel.
Erneut wird kräftig am Rad der Zeit gedreht: Schweizer Bürokraten bringen das Publikum zum Lachen, ein lebensgrosser Elefant lässt staunen, und das Bombengewitter des Zweiten Weltkriegs erschüttert die Ränge.
Starke artistische Leistung
Und dann endet alles mit dem glitzernden Showbusiness der 70er-Jahre. Die Komplettübersicht der Knie-Geschichte wartet immer wieder mit spektakulären Zirkusshows auf: Seiltänzer, Feuerspucker, Jongleure und Tänzer verwandeln die Manege – beziehungsweise Bühne – in ein Feuerwerk der Unterhaltung. Die artistische Leistung der Darsteller ist erstaunlich: Die Basler Musicaldarstellerin Nadja Scheiwiller singt als Showgirl Nina kopfüber am Aerial Silk.
Die Genres Musical und Zirkus passen erstaunlich gut zusammen und sorgen für eine audiovisuelle Explosion, die stellenweise an Reizüberflutung grenzt.
Schliesslich wird die Basler Premiere des Musicals mit Musik von Patric Scott und Martin de Vries am Dienstagabend mit Standing Ovations belohnt. Und das Versprechen, sowohl Musical- wie auch Zirkusfans auf ihre Kosten kommen zu lassen, wurde eingehalten.
Das «Circus Musical» läuft noch bis zum 14. Dezember im Musical-Theater Basel. www.kniemusical.ch
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