Mandelas Tochter vergleicht westliche Medien mit Geiern
Die Spekulationen um den Gesundheitszustand von Freiheitsidol Nelson Mandela und der Medienauflauf setzen der Familie zu. Sie sehen sogar eine rassistische Komponente.
Nelson Mandelas Zustand ist «ernst, aber stabil», es gehe ihm aber besser als noch kurz zuvor, sagte der südafrikanische Präsident Jacob Zuma gestern. Er hatte eine Reise nach Moçambique abgebrochen, um Mandela zum zweiten Mal in nur zwölf Stunden im Spital zu besuchen. Das hatte – erneut – die Spekulationen um dessen Gesundheitszustand angeheizt.
Der 94-Jährige ist an Maschinen angeschlossen, wird künstlich beatmet. Er könnte so möglicherweise noch tagelang am Leben erhalten werden. Erst vor wenigen Tagen sah es so aus, als ob der ehemalige Kämpfer gegen die Apartheid in Südafrika seine Augen für immer schliessen würde. Sein Zustand habe sich «dramatisch verschlechtert», hatte es am Sonntag geheissen.
«Wie Geier»
Seither berichten Medien weltweit täglich. Ein ganzer Tross von Journalisten ist angereist. Sie kreuzen beim Spital in Pretoria auf, wo Mandela liegt, sie reisen zum ehemaligen Wohnsitz Mandelas in Soweto und zum Familiensitz in Qunu, sie befragen ehemalige Weggefährten, Freunde und Bekannte.
Einigen Familienmitgliedern ist der Rummel zu viel geworden. Am deutlichsten wurde gestern Mandelas älteste Tochter Makaziwe. Sie beschuldigte die Medienvertreter, «wie Geier» zu warten. «Sie können sich nicht vorstellen, was beim Spital vor sich geht», sagt sie gegenüber dem südafrikanischen Sender SABC. «Die stehen dort mitten auf der Strasse. Man kommt gar nicht ins Spital rein.»
Rassistisches Überschreiten von Grenzen
Bei jedem Besuch im Spital werden Makaziwe und andere Familienangehörige Mandelas gefilmt, schreibt der «Guardian». Sie rückten so ins Zentrum einer Berichterstattung, die sie nicht wollen. Dazu kommen zahlreiche Spekulationen auf sozialen Netzwerken. Makaziwe sieht im «Überschreiten von Grenzen» des Zumutbaren durch ausländische Medien gar eine rassistische Komponente.
Ndileka Mandela, das älteste Grosskind des Friedensnobelpreisträgers und ehemaligen Präsidenten Südafrikas, pflichtet ihr bei. Ndileka sagt, beim Tod von Margaret Thatcher oder als George Bush hospitalisiert wurde, seien die Medien viel zurückhaltender gewesen. Die Familie sei entrüstet ob der Art der Berichterstattung. «Ich glaube nicht, dass südafrikanische Medienvertreter nach London reisen und vor dem Buckingham-Palast campieren würden», meint Ndileka Mandela.
Vor dem Spital in Pretoria finden sich aber auch viele Südafrikaner ein. Die Heilsarmee singt Lieder und Mitglieder des African National Congress (ANC) zeigen Präsenz. Viele sind gekommen, um Blumen und andere Gegenstände zu hinterlegen und zu beten. Heute Abend trifft auch US-Präsident Barack Obama im Rahmen seiner Afrika-Reise in Südafrika ein. Ob er Mandela im Spital besuchen wird, ist laut der «Washington Post» noch unklar.
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