Malaysias Antwort auf Singapur und Hongkong
Ein Schwellenland will in die erste Liga aufsteigen: im Süden Malaysias entsteht die Retortenstadt Iskandar. Bis 2025 sollen dort drei Millionen Einwohner in gehobenem Standard leben.
Malaysia will nicht mehr nur verlängerte Werkbank sein, sondern Tor zum riesigen Konsummarkt in Südostasien. Das Prestigeprojekt Iskandar soll mit modernster Infrastruktur vor den Toren Singapurs Hunderttausende Menschen anziehen.
Die aktuelle Regierung buttert Milliarden in das Projekt: Bürohochhäuser, Produktionsanlagen, Schulen, Krankenhäuser. 2012 stiegen die Investitionen dort um 23 Prozent – damit erreichten sie seit 2006 insgesamt 106 Milliarden Ringgit (rund 32,2 Milliarden Franken).
Das Gelände, dreimal so gross wie Singapur, lockt mit Steuergeschenken. «Und mit niedrigeren Löhnen als in Singapur und Hongkong», wie die Unternehmensberatung Price Waterhouse Cooper (PWC) lobt.
Ziel: Länder mit dem höchsten Einkommen
Das mehrheitlich islamische Land strebt nach ganz oben: bis 2020 will Malaysia in die Weltbank-Gruppe der Länder mit dem höchsten Einkommen vorstossen. Die Expertenprognosen sind gut. Die Regierung wirbt Investoren an, die von Malaysia aus den gigantischen Markt der Südostasiatische Staatengemeinschaft (Asean) bedienen sollen: «Malaysia ist ein ideales Tor nach Südostasien mit einem Markt mit 600 Millionen Konsumenten», schwärmt PWC. Ende 2015 fallen die Zölle, dann haben die zehn Asean-Länder einen gemeinsamen Markt.
«Malaysia hat als entwickelter Industriestandort verglichen mit anderen Standorten in Asien die Nase vorn», sagt Alexander Stedtfeld, Hauptgeschäftsführer der malaysisch-deutschen Handelskammer. «Man findet leicht Partner für Joint Venture und Zulieferer, die Regierung ist wirtschaftsfreundlich, die Löhne steigen weniger rasant als in China und Vietnam und die Leute sprechen Englisch.»
Elektronische Güter lösen Gummi und Palmöl ab
Früher exportierte die einstige britische Kolonie mit 29 Millionen Einwohnern vor allem Gummi, Öl und Palmöl. «Malaysia ist innerhalb einer Generation ein Land mittleren Einkommens geworden», schreibt die Unternehmensberatung Ernst & Young. «Es hat globale Finanzkrisen gemeistert und ist eine weltweit konkurrenzfähige Volkswirtschaft geworden.» Fast ein Drittel der Einwohner ist jünger als 14 Jahre. Am 5. Mai wird ein neues Parlament gewählt.
Elektronische Güter haben Palmöl und Flüssiggas mittlerweile als Exportschlager überholt. Die Regierung sieht neben Gas und Öl unter anderem Finanzdienstleistungen, Gesundheitspflege und Informationstechnik als künftige Kernsektoren der Wirtschaft.
«Malaysia investiert seit Jahren in Bildung und Ausbildung», sagt Stedtfeld. «Es ist nicht mehr die verlängerte Werkbank, sondern Unternehmen verlagern auch ihre Entwicklung hierher.» Damit wollen viele näher am künftigen Kunden sein: die Firmen setzen immer stärker auf asiatische Konsumenten.
SDA/rub
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