Lubitz beschleunigte Germanwings-Maschine vor dem Absturz
Die Auswertung der zweiten Blackbox des Germanwings-Airbus bestätigt die These von einem absichtlich verursachten Absturz. Andreas Lubitz habe die Maschine beschleunigt – mehrfach.
Nach der Germanwings-Katastrophe gibt es kaum noch Zweifel, dass der Co-Pilot das Flugzeug absichtlich zum Absturz brachte. Eine Auswertung der gefundenen zweiten Blackbox ergab laut der französischen Luftfahrtermittlungsbehörde BEA, dass Andreas Lubitz im Autopiloten einen Sinkflug auf eine Höhe von rund 30 Meter einstellte. Die sinkende Maschine beschleunigte er dann mehrfach.
Auch zu Suizid-Vorbereitungen des 27-Jährigen wurde mehr bekannt. Die zweite Blackbox war gestern nach zehntägiger fieberhafte Suche am Absturzort gefunden worden. Eine Beamtin der französischen Hochgebirgsrettung entdeckte die durch Feuer geschwärzte und verschüttete Blackbox an dem Hang in den französischen Alpen, an dem die Maschine zerschellt war. Der beschädigte Flugschreiber, der Daten etwa zu Flughöhe, Geschwindigkeit und zum Autopiloten enthält, wurde umgehend zur BEA geschickt und dort ausgewertet.
«Ein erstes Auslesen ergibt, dass der im Cockpit anwesende Pilot den Autopiloten benutzt hat, um einen Sinkflug des Flugzeugs auf eine Höhe von 100 Fuss (rund 30 Meter) einzuleiten», erklärte die BEA. «Dann hat der Pilot während des Sinkflugs wiederholt die Einstellung des Autopiloten verändert, um die Geschwindigkeit des sinkenden Flugzeugs zu beschleunigen.»
Aus dem Cockpit ausgesperrt
Bereits gestern hatte der ermittelnde Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, gesagt, Lubitz habe in den letzten Minuten des Flugs «mehrfach» verhindert, dass ein Alarm ausgelöst werde, der eine zu hohe Geschwindigkeit des Flugzeugs anzeigt.
Der Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen abgestürzt. Alle 150 Menschen an Bord kamen ums Leben.
Staatsanwalt Robin kam bereits zwei Tage nach dem Unglück zu dem Schluss, dass der Co-Pilot die Maschine absichtlich abstürzen liess. Er stützte sich dabei auf die Auswertung des am Tag der Katastrophe geborgenen Stimmenrekorders der Maschine. Zu hören ist demnach unter anderem, dass der Co-Pilot den Flugkapitän in den Minuten vor dem Absturz aus dem Cockpit ausgesperrt hatte.
Schnell wurde auch bekannt, dass der 27-jährige Lubitz bereits wegen schwerer psychischer Probleme mit Suizidgefahr behandelt worden war. Gestern dann erklärte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf, dass Lubitz sich in den Tagen vor dem Absturz im Internet über Möglichkeiten informiert habe, sich das Leben zu nehmen.
Lubitz googelte nach Suizidmöglichkeiten: Die Ermittler untersuchten das Tablet des Co-Piloten, 2. April 2015. (Video: Reuters)
Die deutschen Ermittler konnten auf dem Tablet-Computer des Co-Piloten den Browserverlauf für die Woche vor dem Absturz auswerten und die eingegebenen Internet-Suchbegriffe nachvollziehen. Der am Absturztag krankgeschriebene Lubitz recherchierte demnach zum einen nach medizinischen Behandlungsmöglichkeiten. Zum anderen informierte er sich über Arten des Suizids und Umsetzungsmöglichkeiten. An «mindestens einem Tag» habe er sich auch über mehrere Minuten mit Cockpit-Türen und deren Sicherheitsvorkehrungen beschäftigt.
Ermittler durchsuchten mehrere Arztpraxen
Nach einem Bericht des Magazins «Spiegel» durchsuchte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf mindestens fünf Arztpraxen, bei denen Lubitz vorstellig geworden sein soll. Der Co-Pilot soll unter anderem Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie konsultiert haben. «Für einen jungen Mann hat er eine erstaunliche Anzahl von Ärzten konsultiert», zitierte der «Spiegel» Ermittlerkreise.
Bei der Identifizierung der Opfer gab es unterdessen Fortschritte. Laut Staatsanwalt Robin konnten inzwischen 150 verschiedene DNA-Profile aus den 2285 DNA-Proben von der Absturzstelle isoliert werden. Die DNA-Profile müssten nun noch mit Proben abgeglichen werden, die die Familien übergeben hätten. Diese Arbeit werde nächste Woche beginnen und könne «drei bis fünf Wochen» dauern.
Am Unglücksort wurden zudem 42 «sehr beschädigte» Handys gefunden, sagte Robin. Die Möglichkeit einer Auswertung bewertete der Staatsanwalt «skeptisch». Mehrere Medien hatten über ein Handy-Video mit den letzten Augenblicken an Bord der Maschine berichtet.
AP/AFP/bru
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