Wochenduell: Diskussion rund um den FCB Löst ein Kunstrasen die Rasenprobleme im Joggeli?
Im St.-Jakob-Park wurde erst kürzlich ein neuer Rasen verlegt, doch dieser erinnert bereits mehr an einen schwer bespielbaren Acker. Auch Trainer Patrick Rahmen äusserte sich kritisch zum Produkt.

Ja: Ein Kunstrasen kann intensiver belastet werden, hält länger und benötigt weniger Schonungszeiten
In jüngster Vergangenheit glich der Rasen im St.-Jakob-Park eher einem Acker und nicht – wie es eigentlich sein sollte – einem ästhetisch ansprechenden grünen Teppich. Ein ärgerliches Übel für den FC Basel, das aber in Zukunft vermieden werden kann. Die sinnvolle Lösung lautet: Der Verein entscheidet sich für einen Kunstrasen.
Fakt ist: Ein artifizieller Untergrund umgeht viele Probleme, die ein Naturrasen mit sich bringt. Durch die Legung eines Kunstrasens entfallen unter anderem das Rasenmähen, das Düngen und das Sprengen. Eine allumfassende, zeit- und personalintensive Rasenpflege wäre somit nicht mehr notwendig. Das spart zudem Wasser und Strom. Neben einer regelmässigen Nachfärbung der Platzlinien muss der Kunstrasen in einem Stadion lediglich ab und zu aufgebürstet und gereinigt werden. Er ist somit wesentlich pflegeleichter und – abgesehen vom teureren Anschaffungspreis im Vergleich zu einem Naturrasen – im Unterhalt deutlich erschwinglicher.
Ein Kunstrasen bringt auch optische Vorteile mit sich: Während sich ein Naturrasen immer wieder witterungsbedingten Schäden ausgesetzt sieht, wird ein Kunstrasen davon eindeutig weniger tangiert und sieht zu jeder Jahreszeit gleich grün aus. Abnutzungserscheinungen gibt es kaum. Ein Kunstrasen kann daher intensiver belastet werden, hält länger und benötigt weniger Schonungszeiten. Ein positiver Umstand, wenn man bedenkt, wie oft Rotblau derzeit im Einsatz steht.
Zudem besteht auf einem künstlichen Untergrund nicht die Gefahr von Unkraut, wodurch weitere unnötige Mängel bezüglich der Rasenqualität ausgeschlossen werden können. Es herrschen auf einem Kunstrasen dadurch konstante Bedingungen – ein Umstand, der von Sportlern allgemein sehr geschätzt wird. Etwas darf in dieser Debatte ebenfalls nicht vergessen werden: Der amtierende Schweizer Meister trägt als einer der wenigen professionellen Fussballvereine in Europa seine Heimspiele auf einem Kunstrasen aus. Die Young Boys Bern sind damit vertraut, auf dieser Art von Terrain zu spielen – durchaus denkbar, dass sie sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Denn im Wankdorfstadion tun sich an Naturrasen gewöhnte Gäste grundsätzlich schwer – nur eine Heimniederlage in der vergangenen Super-League-Saison oder ein Sieg daheim gegen Manchester United in der diesjährigen Champions League sprechen Bände. Diesen Vorteil könnte sich auch der FC Basel ergattern, wenn er es YB gleichtut, im Joggeli demnächst einen Kunstrasen verlegt und den noch wenig etablierten Kunstbelag in Zukunft zu einer titelbringenden Tradition werden lässt. Daniel Schmidt
Nein: Ein Kunstrasen wäre sowohl sportlich als auch ökologisch ein Armutszeugnis für den FC Basel
Spätestens seit der Partie vom vergangenen Donnerstag gegen Karabach ist klar, dass der neue Joggeli-Rasen nicht halten kann, was man sich von ihm versprach. Patrick Rahmen meinte, das neue Grün sei sogar in einem schlechteren Zustand, als es das alte war. Klar also, dass etwas geschehen muss. Doch allzu viele Optionen bieten sich dem FC Basel nicht.
Eigentlich nur drei: Da wäre zum einen die Möglichkeit, den Rasen durch einen neuen zu ersetzen, wie es im Oktober schon geschah. Zwei Wechsel in solch einer kurzen Zeit sind freilich nicht optimal, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass ein neuer Rasen wieder deutlich länger halten wird.
Weiter besteht die Option, auf Hybridrasen umzustellen, wie es beispielsweise Borussia Dortmund tat. Bei diesem Untergrund handelt es sich um Naturrasen, der von künstlichen Fasern verstärkt wird. Der Untergrund ist von sämtlichen Top-Ligen anerkannt und vereint die Langlebigkeit eines Kunstrasens mit dem Spielerlebnis eines Naturrasens.
Beide dieser Möglichkeiten wären vertretbar. Was jedoch nicht vertretbar wäre, ist ein Kunstrasen. Zum einen wäre ein solcher ein Armutszeugnis für den FC Basel und seinen Anspruch auf europäisches Niveau. Betrachtet man die fünf grossen europäischen Ligen, so lassen sich in diesen mit dem FC Lorient und Spezia Calcio gerade mal zwei Teams finden, welche einen solchen Untergrund zu Hause bespielen. Grund dafür ist, dass ein sorgfältig präparierter Naturrasen sowohl für die Gelenke als auch für das Spielgefühl unbestritten das Beste ist.
Der andere Grund ist die Umwelt: Laut Fifa gehen eins bis vier Prozent der Kunststofffüllung eines Kunstrasens jährlich verloren. Verloren heisst, die Füllung wird erodiert. Und das wiederum bedeutet, dass sie in Form von Mikropartikeln von Boden und Wasser aufgenommen wird und schliesslich in unsere Nahrung und in die Ozeane gelangt. Dass der FC Basel in einer Zeit wie dieser die Verantwortung für eine solche Belastung der Umwelt nicht übernehmen darf, sollte nicht zur Diskussion stehen. Linus Schauffert
* Das Wochenduell: Die «Basler Zeitung» stellt sich ab sofort in regelmässigem Abstand Themen, die die Sportwelt bewegen – und beleuchtet dabei in einem Pro und Kontra beide Seiten. Zuletzt erschienen:Wäre Max Verstappen der verdiente Weltmeister?Hat Lionel Messi den Ballon d’Or wirklich verdient?Ist es richtig, dass der FCB in Dubai trainiert?Kann die Schweizer Nationalmannschaft den WM-Titel holen?Müssen sich Profisportler impfen lassen?
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