Lockerbie-Attentäter: Cameron bestreitet BP-Einfluss auf Freilassung
Der britische Premierministers David Cameron hat am Dienstag Vorwürfe zurückgewiesen, das britische Unternehmen BP habe Lobbyarbeit für die Freilassung des Lockerbie-Attentäters geleistet.

Auf einer Pressekonferenz mit dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama im Weissen Haus verurteilten beide Politiker die Freilassung des Attentäters 2009. Cameron fügte hinzu, das Lockerbie-Attentat sei der schwerste Fall von Massenmord in der britischen Geschichte gewesen. Er wies jedoch daraufhin, dass die Freilassung von Abdel Basset al-Megrahi nicht auf Lobbyarbeit des Ölkonzerns zurückzuführen sei. Zudem sei es nicht die Entscheidung der britischen, sondern der schottischen Regierung aus Gründen der Barmherzigkeit gewesen.
Er verstehe den Unmut über die Ölpest und BP müsse zur Verantwortung gezogen werden, sagte Cameron weiter. Doch die Amerikaner sollten es vermeiden, die Ölpest und den Fall des Lockerbie-Attentäters zu vermischen. Zudem wies der Premier darauf hin, dass BP in den USA und Grossbritannien eine wichtige wirtschaftliche Rolle spiele und beiderseits des Atlantiks mehrere Tausend Angestellte beschäftige.
Unmut verhagelte den Antrittsbesuch
Cameron hatte bereits vor seinem Besuch in Washington am Dienstag die Haftentlassung al-Megrahis verurteilt – doch eine Untersuchung der Vorwürfe gegen BP lehnte seine Regierung ab. Im Vorfeld hatten vier US-Senatoren in der vergangenen Woche gefordert, die Umstände der Freilassung des verurteilten Libyers zu überprüfen.
Al-Megrahi war im August 2009 freigelassen worden – also noch Monate vor Camerons Amtsantritt als Premierminister in diesem Jahr. Die für den Flugzeugattentäter von 1988 zuständige schottische Regierung begründete die Begnadigung des Libyers damit, dass er unter Prostata-Krebs im Endstadium leide.
Cameron sagte am Montag dem Rundfunksender BBC, er habe schon vor einem Jahr unmissverständlich deutlich gemacht, dass er die Freilassung Al Megrahis für falsch hielt. Eine offizielle Untersuchung der Vorwürfe gegen den Ölkonzern BP lehnte er indes ab: Es sei nichts dergleichen geplant, erklärte das Büro des Premierministers.
BP wollte Verbesserung der Beziehungen zu Libyen
Medienberichten zufolge soll sich BP für al-Megrahi eingesetzt haben, um einen Öl-Vertrag mit Libyen im Umfang von 900 Millionen Dollar unter Dach und Fach zu bringen. Die BP-Führung hat zwar eingeräumt, die frühere britische Regierung unter Gordon Brown zur Überstellung libyscher Gefangener an Tripolis gedrängt zu haben. Das Unternehmen bestreitet aber, dass in diesem Zusammenhang speziell über den Fall des Lockerbie-Attentäters gesprochen worden sei.
Über der schottischen Ortschaft Lockerbie war am 21. Dezember 1988 ein Anschlag auf eine amerikanische Passagiermaschine verübt worden. Bei ihrem Absturz wurden alle 259 Flugzeuginsassen und elf Menschen am Boden getötet. Der frühere libysche Geheimagent al-Megrahi wurde wegen des Anschlags im Jahr 2001 zu lebenslanger Haft verurteilt.
SDA/raa
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