Lindsay Lohan gibt die Bardot
Als Filmstar ist Lindsay Lohan gescheitert – vielleicht klappt es mit einer Zweitkarriere als Künstler-Muse. Die Biennale in Venedig eröffnet mit einem Lohan-Kürzest-Filmporträt des Künstlers Richard Phillips.

Der Clip dauert 98 Sekunden und ist durchaus gefällig anzusehen: Lindsay Lohan in Nahaufnahme, Lindsay, wie sie in einen blauen Pool taucht, sich das Wasser aus den Haaren streicht, die Lippen schürzt und mit grossen Augen in die Kamera schaut. Das Werk des Künstlers Richard Phillips ist auf der Biennale in Venedig zu sehen, kommt aber daher wie ein Vorabend-Werbefilm für einen Ladyshaver oder ein Deo. Nur, dass kein Produkt gezeigt wird, beziehungsweise ist Lohan natürlich selber das Produkt: Die Haarverlängerungen, die aufgepumpten Lippen, die silikongepolsterte Brust.
Aber darum geht es Phillips nicht. Auch nicht um Lohans zweifelhafte Reputation, sondern um ihre Person und ihr verkanntes Talent, so heisst es im Statement zum Werk. Ihre Probleme mit Alkohol und Drogen, für die sie heute bekannter ist als für allfällige Filme, spielten hier keine Rolle, so der Künstler. Ihn interessiere einzig, wie sie Eminenz verkörpere als Zwitterwesen zwischen dem Fantastischen und dem Realen.
Er lehnte sich, so Phillips, an Filmklassiker aus den Sechzigern an, nämlich Jean-Luc Godards «Contempt» mit Brigitte Bardot und Ingmar Bergmans «Persona» mit Liv Ullmann. Allerdings ist Phillips von Haus aus der Malerei verpflichtet und hat «noch nie einen Film gemacht, nicht einmal mit dem iPhone», wie er kürzlich per iPhone bekannt gab. Es gehe ihm mit seinem Erstlingswerk darum, «neue Dimensionen des Porträts» auszuprobieren.
«Eine Liebeserklärung»
Phillips ist nicht der erste Künstler, der sich von der Faszination ganz grossen Ruhms, sei er nun zweifelhaft oder nicht, vereinnahmen lässt. Auch die Werbe-Ästhetik kommt nicht von ungefähr. Der Film ist Teil eines Programms namens «Commercial Break», also Werbe-Unterbrechung, des Garage Center of Contemporary Culture. Und auch in Phillips Werk reiht sich der Film nahtlos ein. Seine letzte Ausstellung bestand aus Porträts berühmter Filmstars wie Leonardo DiCaprio, Taylor Swift, Justin Timberlake.
Das Ganze sei eine «Liebeserklärung», heisst es im «Guardian», der den Film als Beispiel anführt, dass Film-Porträts fotografischen künstlerisch überlegen seien. Mag für gewisse Fälle stimmen – doch Richards Hochglanz-Werbefilm für Lindsay Lohan lässt es dafür etwas an Tiefe vermissen. Als Ladyshave-Werbung würde er wahrscheinlich besser funktionieren.
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