Hilfe nach dem ErdbebenLiestaler Gastronomin sammelt für die Opfer in ihrer syrischen Heimat
Nahed Mostafa berichtet Schreckliches aus der syrischen Region um Idlib. Sie versucht verzweifelt, den Erdbebenopfern zu helfen.

Die Situation ist zum Verzweifeln. Die Syrerin Nahed Mostafa versucht, den Menschen in der Region Idlib zu helfen, aber das sei äusserst schwierig. «Seit vier Jahren lässt die Türkei kaum mehr Container über die Grenze nach Syrien, wir können also keine warmen Kleider, keine Medikamente schicken», sagt Mostafa, «alles, was heute geht, ist, dass wir den Leuten Geld überweisen.»
Mostafa führt in Liestal das Restaurant Aleppo auf dem Ziegelhof-Areal. Dadurch hat sie Kontakt zu vielen Leuten. «Wenn nur schon jeder zwei Franken gibt, können wir etwas bewegen.» Die Gelder überweise sie direkt an Personen vor Ort, die sie kenne, oder an deren Bekannte, damit es nicht in falsche Hände gelange: «Damit sie Lebensmittel, eine warme Jacke oder Schuhe kaufen können. Oder sich ein Auto mieten können, um das Erdbebengebiet zu verlassen.» Per Whatsapp steht sie mit Verwandten in der Region konstant in Kontakt.
Sogar das Wasser ist teuer
Wenn der Westen Syrien helfen wolle, müsse er nun die Sanktionen gegen das Land aussetzen. Diese hätten die Preise für Lebensmittel und Medikamente schon lange stark in die Höhe getrieben. Komme hinzu, dass die syrische Lira kaum noch Wert habe. «Was die Türkei nach Syrien durchlässt, muss in Dollar bezahlt werden», sagt Mostafa. Sogar das Wasser müsse teuer gekauft werden.
Es fehle an allem. Einige seien ohne Schuhe vor den Beben geflohen. Die Leute würden, obwohl es kalt ist, auf der Strasse leben oder in Moscheen und in überfüllten Zelten. Anderen wiederum fehlten die Fensterscheiben, was sie mit Plastik- und Holzteilen kompensierten. Allerdings nicht mit zu viel Holz. «Die Leute brauchen das Holz, auch Möbel, um sich zu wärmen», erzählt die Liestaler Gastronomin. Heizungen sind Mangelware. Jene Häuser, die noch intakt seien, seien heillos überfüllt. In einer Wohnung würden oft vier Familien gemeinsam Schutz vor der Kälte suchen.
Drei Kinder verloren
Nahed Mostafas Cousine habe beim Beben drei Kinder verloren. Drei weitere Cousinen hätten ihre insgesamt 13 Kinder in ein Auto gesteckt, das sie gefunden hätten. Das Auto dient als Ersatz für ein Zimmer, das sie so gut wie möglich vor dem Wetter schützen solle.
Bislang sei einzig aus Algerien Hilfe in Syrien eingetroffen. Die Nordafrikaner hätten trotz der Sanktionen gegen Syrien zwei Flugzeuge mit Hilfsgütern geschickt. Den Menschen in Idlib helfe das jedoch nichts, denn die gelieferten Güter reichten noch nicht einmal für Aleppo selbst, wo die Flugzeuge gelandet seien. Deshalb sammelt Mostafa weiterhin jeden Franken und wird versuchen, das Geld zu überweisen.
Ähnlich ergeht es dem Kinderhilfswerk Noah, einer Prattler Organisation. Präsidentin Sara Sutter schreibt: «Wir versuchen, Notunterkünfte zu errichten, hätten eventuell schon einen Platz.» Aber auch sie hat das gleiche Problem wie Nahed Mostafa. Es fehlen finanzielle Mittel.
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