Liestal bringt sein Feuer an den Genfersee
Dieses Jahr gibt es einen zweiten Chienbäse-Umzug. Der Liestaler Brauch gilt als ein Höhepunkt am grossen Winzerfest «Fête des Vignerons» und soll Vevey magisch erleuchten.

Ein bisschen Geschichte werden Liestal und die IG Chienbäse schon schreiben. Am Sonntag, 28. Juli, wird der Chienbäse-Umzug an der Fête des Vignerons zu sehen sein. Zwischen 22 und 23 Uhr wird er Vevey erleuchten.
Das ist insofern historisch, als es eine erstmalige Teilnahme an diesem immateriellen Kulturerbe der Unesco bedeutet. Zudem findet das Waadtländer Winzerfest praktisch nur im Generationen-Rhythmus statt. Die Fête des Vignerons vom 18. Juli bis 11. August ist erst die zwölfte Ausgabe seit 1797. Die letzte fand 1999 statt. Der Veranstalter bezeichnet den Chienbäse-Umzug als einen von fünf Höhepunkten.
Waadtländer Winzer trägt Banner
Entsprechend wird eine Delegation das Baselbieter Feuerspektakel an den Genfersee begleiten, die sich aus Bundesparlamentariern sowie Vertretern von Stadt, Regierungs- und Landrat zusammensetzt. Angeführt wird sie von Regierungspräsident Isaac Reber.
Das Banner allerdings wird ein «ausgeliehener» Waadtländer Winzer tragen, verrät Projektleiter und zweiter Landschreiber Nic Kaufmann an der Medienorientierung vom Donnerstag. Dieser sei davon derart begeistert, dass er die Baselbieter Delegation auf seinem Gut zu verköstigen gedenke.
Das Preisschild der Präsentation dieser Baselbieter Tradition zeigt 43 000 Franken. Dafür zücken gleich mehrere Akteure das Portemonnaie. Es beteiligen sich sowohl die Bürger- als auch die Einwohnergemeinde, die IG Chienbäse, der Swisslos-Fonds und sogar Unternehmen und Privatpersonen. Weitere 15 000 Franken hat der Baselbieter Regierungsrat gesprochen für einen gemeinsamen Empfang mit den Vertretern der Kantone Basel-Stadt und Jura. Die Fertigung der Chienbesen und Feuerwagen findet wie immer ehrenamtlich statt.
Neuland für die Romands
In Vevey wird eine abgespeckte, aber bestimmt noch immer eindrückliche Version des Chienbäse-Umzugs zu sehen sein. Etwas mehr als 80 Besen sowie die Ladung von drei kleinen Feuerwagen werden in Flammen aufgehen. Dazu werden 25 Kubikmeter Liestaler Holz verbaut. Im Vergleich: In Liestal tragen rund 300 Besenträgerinnen und -träger das Feuer von der Burg ins Stedtli, 17 Feuerwagen verbreiten drückende Hitze.
«Wir gehen von 20 000 Zuschauerinnen und Zuschauern am Strassenrand aus», prognostiziert Werner Fischer, Präsident der IG Chienbäse. Auf dieses Publikum richten alle Verantwortlichen – vor allem die Feuerwehr – ihr Augenmerk. Den Waadtländern ist der Umgang mit den glühenden Spänen nicht vertraut.
Nic Kaufmann warnt: «Die Leute am Strassenrand haben nicht wie in Liestal Winterschuhe an, sondern vermutlich leichte Sommerschuhe und Sandalen.» Der Organisator wird im Vorfeld der Veranstaltung die Anwohner per Flyer über allfällige Risiken informieren. Routiniert wird es auf Seiten der Besentragenden zugehen. Chienbäse-Chef Jaro Kubicek gibt Entwarnung: «Gegen 90 Prozent von ihnen tragen regelmässig in Liestal einen Besen.»
Chienbäse geht nicht zum ersten Mal fremd
Basel-Stadt und Jura treten am Kantonstag ebenfalls in Erscheinung. «Jura et Bâle-Ville – Carneval et plus encore!» Unter diesem Motto werden sie mit einem Programm aufwarten, das ein buntes Kulturbouquet in die Romandie bringt. Der Fokus von Hans Rudolf Schafroth, dem Liestaler Bürgergemeindepräsidenten, bleibt auf dem Chienbäse-Umzug: «Ich hoffe sehr, dass wir die bestmögliche Visitenkarte abgeben können.»
Der Chienbäse-Umzug präsentierte sich schon früher in der Fremde. Ein erstes Mal tat er das 1961 am Eidgenössischen Trachtenfest in Basel. Drei Jahre später war er an der Expo in Lausanne zu sehen, und 1991 beispielsweise als Abschluss der 700-Jahr-Feierlichkeiten der Eidgenossenschaft in Genf.
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