Liebesgrüsse aus Moskau und eine Party in Zürich
Seit Jahren unterhält Gérard Depardieu, der heute Abend in Zürich weilt, in Ex-Sowjetstaaten Beziehungen zu zweifelhaften Figuren.
Schon einmal in seiner Karriere emigrierte Gérard Depardieu aus ökonomischen Überlegungen in ein anderes Land – und zwar im Film «Green Card». Depardieu spielte darin einen armen Franzosen, der sich verstellen musste, um in New York eine Aufenthaltsbewilligung zu bekommen.
Dieses Mal ging es einfacher. Der russische Pass wurde ihm anlässlich eines Dinners mit Wladimir Putin übergeben. Beim Essen sprach man offenbar von Depardieus verdienstvoller Rolle als Rasputin in einem Film, der in Frankreich schon gezeigt wurde, nun aber auch in die russischen Kinos kommen soll.
Hang zu Ausschweifungen
Zwar handelt es sich bei der Blitz-Einbürgerung in erster Linie um Steuerflucht und einen PR-Coup von Wladimir Putin. Doch dass Depardieu in Russland landete, ist kein Zufall. Der launenhafte französische Schauspieler unterhält mit dem Land eine längere Beziehung. Sein Vater war Kommunist und hörte Radio Moskau – das habe ihn geprägt, sagte Depardieu im «Journal du dimanche». Er sei zum ersten Mal zusammen mit Marcello Mastroianni während der Perestroika in Russland gewesen: «Da habe ich Menschen getroffen, die mir in ihrer Art verwandt vorkamen.»
Vielleicht meinte Depardieu, der in Russland aus Werbespots für Banken und Versicherungen bekannt ist, mit «Art» seinen Hang zu Ausschweifungen. Jedenfalls war der Franzose immer wieder an Galas und Festivals von zweifelhaften Gastgebern anzutreffen. Etwa beim kremltreuen tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow in Grosny. Ein Video dokumentiert die Rede des Schauspielers, in der er auf Russisch sagt: «Ruhm sei Grosny, Ruhm sei Tschetschenien, und Ruhm sei Kadyrow.»
Angebot in Saransk
Kein Wunder, hat ihm Kadyrow «jedes beliebige Grundstück» in Grosny angeboten. Depardieu habe aber abgelehnt; er bevorzuge ein Haus auf dem Land. Auch in Saransk bot man ihm eine Villa an. Depardieu befindet sich aktuell in der mordowischen Hauptstadt, wo er eine russisch-orthodoxe Kirche, ein lokales Museum und das Monument eines Helden besichtigte. Die Gegend hat wenig Sehenswürdigkeiten und ist bekannt für ihre vielen Arbeitslager. In einem sitzt Nadeschda Tolokonnikowa von der Punkband Pussy Riot derzeit eine zweijährige Haftstrafe wegen ihres Putin-kritischen Auftritts ab. Eigentlich war Depardieu nach Saransk gereist, um dort das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest zu feiern. Doch offenbar hat er sich umentschieden und reist heute in die Schweiz (siehe Kasten).
Auch in der Ukraine ist Depardieu ein oft gesehener Gast. Er besitzt Weingüter auf der Krim, pflegt eine Freundschaft mit Ex-Präsident Wiktor Juschtschenko und war im Gespräch für eine Verfilmung des Nationalepos «Taras Bulba». Und mit der usbekischen Sängerin Gulnara Karimowa sang er im Duett das Lied «Der stumme Himmel», wobei Depardieu in Serge-Gainsbourg-Manier französisches Liebesgemurmel beisteuerte. Gulnara ist die älteste Tochter des Diktators Islam Karimow. Diesem wurde vom britischen Botschafter einst vorgeworfen, einen seiner Gegner bei lebendigem Leib gekocht zu haben.
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