Letzter Vorhang für Wolfgang Wagner in Bayreuth
Mit dem letzten Akt der Oper «Parsifal» ist am Donnerstagabend auch die Ära des langjährigen Leiters der Bayreuther Festspiele, Wolfgang Wagner (88), zu Ende gegangen.
In einem feierlichen Akt nach der Aufführung auf der Bühne würdigte der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein die «ungeheure Lebensleistung» Wolfgang Wagners. Er habe in Bayreuth die Welt der Musik über Generationen geprägt und die Kunst auch für den kleinen Mann offengehalten. «Jeder sollte die Chance haben, Bayreuth kennenzulernen, auch mit einem kleinen Geldbeutel.»
«Einer der ganz, ganz Grossen»
Beckstein bedankte sich mehrmals bei Wagner: «Sie waren einer der ganz, ganz Grossen, die Massstäbe für die Welt gesetzt haben.» Anschliessend gab er Wagner die Hand. Der 88-jährige sass auf einem braunen Stuhl, neben ihm sassen seine beiden Töchter Katharina und Eva. Während der Laudatio lächelte Wagner immer wieder.
Nach 57 Jahren hatte Wagner im April dieses Jahres seinen Rücktritt zum 31. August angekündigt. Er macht damit den Weg frei für seine Nachfolge, über die am kommenden Montag der Stiftungsrat der Festspiele in Bayreuth entscheiden wird. Um die Leitung haben sich neben Wagners Töchtern Katharina und Eva auch seine Nichte Nike gemeinsam mit dem Opernmanager Gérard Mortier beworben.
Ein Zeitalter geht zu Ende
Bereits am Donnerstagmittag hatte Wagner vor rund 750 Gästen aus Kunst und Politik Abschied von seinen Mitarbeitern und Weggefährten genommen. Der Pressechef der Festspiele, Peter Emmerich, lobte Wagner als «unprätentiös und pragmatisch». Nichts Menschliches sei ihm fremd gewesen. Mit Wolfgang Wagner gehe in Bayreuth ein Zeitalter zu Ende, sagte er.
Wolfgang Wagner wurde am 30. August 1919 als drittes Kind des Festspielleiters Siegfried Wagner und dessen Ehefrau Winifred in Bayreuth geboren. Er ist Enkel von Richard Wagner und Urenkel von Franz Liszt. Nach seinem Kriegseinsatz, bei dem er schwer verletzt wurde, begann er eine Ausbildung zum Bühnenbildner und Regisseur. Nach Kriegsende leitete er ab 1951 zunächst gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Wieland die Festspiele. Nach dessen Tod 1966 nahm Wolfgang das Zepter allein in die Hand.
Der geschickteste Intendant
In der langen Geschichte des 1872 bis 1875 erbauten Festspielhauses galt Wolfgang Wagner als der geschickteste Intendant, der es verstanden hatte, mit dem Nimbus Bayreuth die Künstler davon zu überzeugen, auch für eine geringere Gage als sonst üblich aufzutreten. In den 90er Jahren mehrten sich aber kritische Stimmen: Wagner wurden ein Mangel an Perspektive vorgeworfen und ein herrischer Führungsstil. Erst nach dem überraschenden Tod seiner zweiten Ehefrau Gudrun im November 2007 signalisierte der mit einem Vertrag auf Lebenszeit bedachte Wagner, sein Amt aufzugeben.
AP/rb
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