Lehrerverbände kritisieren Ausbildung für Quereinsteiger scharf
Die von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) angebotene Lehrerausbildung für Quereinsteiger kommt bei den Lehrerverbänden schlecht an. Sie bezeichnen sie als «Billig- Studium» und fordern ein schweizweit anerkanntes Diplom.

Quereinsteiger seien eigentlich eine Bereicherung und grundsätzlich willkommen, sagte Niklaus Stöckli, Präsident des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrer-Verbands (alv), am Montag in Aarau vor den Medien. Man dürfe jedoch keine schlecht ausgebildeten Lehrpersonen vor die Klassen stellen.
Lehrpersonen müssten über ein von der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) anerkanntes Diplom verfügen, heisst es in einer Erklärung. Diese wird auch von den Lehrpersonen-Verbänden der Kantone Solothurn, Basel-Stadt und Basel-Landschaft getragen.
Eigenes Diplom geplant
Die Nordwestschweizer Kantone planen ein eigenes Diplom. Kantonale Diplome seien aber ein Rückschritt und verletzten ein 1995 von den Kantonen unterzeichnetes Konkordat, sagte Beat W. Zemp, Präsident von LCH, des Dachverbands Schweizer Lehrerinnen und Lehrer.
Er kritisierte vor allem, dass die Quereinsteiger nach einer Einführung in so genannten Intensivwochen in den Sommermonaten bereits zu Beginn ihrer Ausbildung zu einem Pensum von 50 Prozent unterrichten dürften. Dies sei quasi eine «pädagogische Rekrutenschule».
Zu zweitklassigen Lehrpersonen degradiert
Wegen der minderwertigen Ausbildung und einem kantonalen Diplom würden Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger zu zweitklassigen Lehrpersonen degradiert, sagte Roland Misteli, Geschäftsführer des Verbands Lehrerinnen und Lehrer Solothurn. Man müsse sie «fast warnen» vor der Ausbildung.
Weil sie nicht über ein von der EDK anerkanntes Diplom verfügten, würden sie nur zu schlechteren Bedingungen als das Regelpersonal angestellt werden können, sagte Christoph Straumann, Geschäftsführer des Lehrerinnen- und Lehrervereins Baselland (lvb). Dies gelte für alle vier Kantone.
Viele Interessenten
Für den zwei- bis dreijährigen Studiengang haben bis Ende September 2000 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ihr Interesse angemeldet. Nach Angaben der FHNW können 2011 jedoch höchstens 250 Personen mit dem Studium beginnen. Die Interessenten müssen nun Eignungstests ablegen. Die Lehrerverbände haben an der Ausarbeitung des Studiengangs nicht mitgearbeitet. alv-Präsident Stöckli erwartet denn auch, dass nach den Sommerferien 2011 trotz Kritik ein erster Lehrgang startet.
Für 2012 könne es jedoch zu massiven Nachbesserungen kommen, die für die seit einem Jahr Studierenden ebenfalls ärgerlich wären, betonte er. Die Lehrpersonen-Verbände fordern, dass die Quereinsteiger nur in Praktika unterrichten dürfen und anstatt der Lebensfinanzierung durch den Unterricht Stipendien erhalten.
SDA/stu
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