Lehrer werden Amokwaffe einfach nicht los
Mit einer Bushmaster tötete ein Amoktäter vor einem Jahr 27 Menschen an einer Schule in Connecticut. Ausgerechnet eine Lehrer-Pensionskasse ist beim Hersteller investiert – und versucht verzweifelt auszusteigen.
Es war der drittschwerste Amoklauf an einer Schule in der Geschichte der USA. Am 14. Dezember 2012 erschoss Adam Lanza an der Sandy-Hook-Schule in Connecticut 27 Menschen und sich selbst. Vier Tage nach der Tat trat Cerberus an die Öffentlichkeit, ein bekannter Hedgefond. Als solcher beteiligt sich Cerberus an Unternehmen und verkauft sie nach Umstrukturierungen wieder. Und verkaufen wollte man jetzt die Freedom Group. Jene Firma, die die Bushmaster herstellt, Adam Lanzas Tatwaffe.
Wie das US-Magazin «Mother Jones» berichtet, konnte dank dieser Ankündigung ein PR-Desaster vermieden werden. Denn ausgerechnet die Pensionskasse der kalifornischen Lehrer ist via Cerberus mit Millionen Dollar an der Freedom Group beteiligt. Man werde diese Investition überprüfen, sagte ein Sprecher der Pensionskasse nach dem Attentat. Als Lehrerpensionskasse wolle man nicht an einer Firma beteiligt sein, die Adam Lanzas Tatwaffe herstelle.
Profit oder Imagepflege?
Doch ein Jahr nach dem Sandy-Hook-Massaker hat Cerberus die Freedom Group noch immer nicht verkauft. Ein Blick auf die Zahlen legt nahe, warum: Der Umsatz für das Jahr 2013 wird circa 1250 Millionen Dollar betragen. Im Vorjahr waren es noch knapp 932 Millionen gewesen. Eine Steigerung von 34 Prozent. Die Verkäufe der Bushmaster werden nicht einzeln ausgezählt, trugen aber offensichtlich massgeblich zum guten Geschäftsjahr bei. Wie ABC News berichtet, war die Waffe nach dem Amoklauf begehrter als je zuvor. Besonders bei Waffenenthusiasten und Sammlern, die befürchteten, die Bushmaster könnte bald vergriffen sein.
Die steigenden Verkäufe hatten Folgen: Die drei Topmanager von Freedom Group wurden im Mai in den Golden Ring of Freedom aufgenommen, einen elitären Zirkel der National Rifle Association (NRA), Amerikas wichtigster Waffenlobby. Jedes Mitglied, das der NRA mindestens eine Million Dollar einbrachte, wird darin aufgenommen.
Die kalifornische Lehrer-Pensionskasse hingegen ist verzweifelt: «Wir wünschten uns, dass sich der Jahrestag des Massakers nicht nähert und dass wir nicht mehr an der Freedom Group beteiligt wären», sagte ein Sprecher gegenüber «Mother Jones». «Es ist schwer für uns, weil wir die Zukunft der Lehrer repräsentieren. Lehrer wurden in Sandy Hook ermordet, und die Tatwaffe wurde von einer Firma hergestellt, die wir teilweise besitzen.» Aus vertraglichen Gründen kann die Pensionskasse Cerberus nicht zu einem Verkauf der Freedom Group zwingen.
«Halbe Massnahmen»
Cerberus hatte offenbar schon vor einer Weile interessierte Käufer für die unliebsame Waffenfirma gefunden. Doch der Deal platzte, weil Cerberus auf ein besseres Angebot warten wollte. «Cerberus wollte die Freedom Group ursprünglich für 1 Milliarde verkaufen», sagte eine anonyme Quelle dem «Wall Street Journal». Jetzt wolle das Unternehmen aber mehr dafür. Wie die «New York Times» berichtet, will Cerberus aber besorgten Investoren wie der kalifornischen Pensionskasse für Lehrer den Ausstieg ermöglichen. Sie sollen ihre Cerberus-Anteile an einen Drittinvestor verkaufen können.
Am Montag versammelten sich Gegner und Opfer von Waffengewalt vor dem Cerberus-Hauptsitz in Manhattan und forderten den Verkauf der Freedom Group. «Halbe Massnahmen sind nicht genug», sagte eine Sprecherin der Waffengegnergruppe Campaign to Unload. Cerberus habe eine ethische Verpflichtung, die Freedom Group sofort zu verkaufen.
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