Die Leiden der jungen Influencer
Kopfstehen, auf Bäume steigen, sich im Wasser wälzen – für Instagram. Nun gibt es den Blick hinter die Kulissen – auf Instagram.

Vor einem Wasserfall spielte sich Seltsames ab. Drei junge Frauen wateten kreischend durchs Wasser zu einem Baum, der nahe beim Ufer stand – eigentlich am Ufer, aber das Gebiet war gerade etwas überschwemmt. Sie erreichten den Baum, kletterten hoch und begannen, sich auf den Ästen zu räkeln. «Da soll bloss keine runterfallen, ich hab keine Lust, sie rauszufischen», murrte einer der drei Bademeister, der die Szene mit seinen Kollegen beobachtete.
Dann stieg eine der Frauen vom Baum herunter und machte im Wasser weiter, Po auf die eine Seite raus, nasse Haare schwenken, Po auf die andere Seite raus, Haare schwenken. Eine Endlosschleife. Ein Spektakel vor dem eigentlichen Spektakel (dem Wasserfall), und das alles in 17 Grad kaltem Wasser. Es dauerte etwas, bis die Bademeister und anwesenden Touristen, unter anderem eine sehr katholische polnische Pilgergruppe, verstanden, was die jungen, wenig bekleideten Frauen auf und neben dem Baum im Wasser machten: Fotos für Instagram.
Neu muss man nicht mehr zufällig selbst vor Ort sein, um den Mühen des Arbeitsalltags von Influencerinnen zu folgen. Der Amerikaner George Resch, bekannt als Tank Sinatra (selbst so was wie ein Influencer), hat einen Instagram-Kanal dafür eingerichtet. «Influencers in the Wild» zeigt, wie die Social-Media-Stars ihre Fotos machen oder eben oft von anderen machen lassen – sogar von den eigenen Kindern. Nach nur zwei Wochen haben bereits über eine halbe Million Leute «folgen» geklickt für den Blick hinter die Fassade der ewig Schönen und unangestrengt Glücklichen, die sich für Fotos auch gerne mal im Wasser wälzen und dabei vom fotografierenden Partner gleichzeitig mit Sand beschmeissen lassen. Wie lange es wohl dauern wird, bis Videos und Fotos vom Machen der eigentlichen Fotos ebenfalls inszeniert werden?
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