Le Pen gegen Le Pen
In Frankreich sorgt zurzeit ein Interview der britischen Zeitung «The Times» für Aufsehen: Jean-Marie Le Pen macht sich darin über Tochter und FN-Parteipräsidentin Marine Le Pen lustig.
Ist Jean-Marie Le Pen neidisch auf den Erfolg seiner Tochter Marine? In einem Interview mit der Zeitung «The Times» sagte der Gründer des rechtsextremen Front National (FN), seine Tochter werde von der Pariser Elite «wegen ihrer guten Erziehung» geduldet, während er als «Rüpel» verschmäht werde. Er bezeichnete Marine, die seit 2011 den Parteivorsitz des FN innehat, als «Spiessbürgerin».
«Ich komme aus einer Familie von Bauern und Fischern»
Jean-Marie Le Pen, der in der Vergangenheit immer wieder mit rassistischen und antisemitischen Äusserungen für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, unter anderem als er die Gaskammern des Zweiten Weltkriegs als «Detail der Geschichte» bezeichnete, sieht sich hingegen weiterhin als «Mann des Volkes». «Ich komme aus einer Familie von Bauern und Fischern», sagte Le Pen gegenüber der britischen Zeitung. «Ich war Offizier bei den Fallschirmjägern, ich hatte ein viriles Leben. Meine Tochter hingegen ist eine kleine Schildbürgerin.»
Auch zu seinem schlechten Ruf äusserte sich der ehemalige Parteipräsident des FN: «Mein Ruf als Antisemit wurde künstlich verursacht», erklärt er. Seine Tochter mache man nur nicht zum «Teufel der Politik», weil sie eine Frau sei. «Marines Strategie ist es, unseren Gegnern möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. So wurden sämtliche dynamische und mutige Parteimitglieder ausgeschlossen, weil sie einen kahl geschorenen Schädel haben», sagte Le Pen gegenüber «The Times».
Unerwartete Kritik aus den eigenen Reihen?
Marine Le Pen, die ihre besten Wahlergebnisse jeweils in Arbeiterkreisen erzielt, war in der Vergangenheit schon öfter wegen ihres sozialen Hintergrunds ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Vor allem linksradikale Politiker wie der ehemalige Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Mélenchon bezeichneten Le Pen wiederholt als «Schlossherrin» und «Bourgeoise». Doch die Kritik aus den eigenen Reihen dürfte die Juristin dann doch überraschen, war sie doch von ihrem Vater jahrelang gefördert und unterstützt worden.
1972 gründete Jean-Marie Le Pen die rechtsextreme Partei Front National (FN) und war bis 2011 deren Vorsitzender. Neben Marine hat Le Pen noch zwei weitere Töchter, Marie-Caroline und Yann, deren Tochter Marion wiederum ins französische Parlament gewählt wurde. Marine Le Pen ist aktuelle Parteivorsitzende des FN und war bei den französischen Präsidentschaftswahlen angetreten, wo sie mit 18,3 Prozent der Stimmen das drittbeste Resultat erzielte.
(cor)
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