Kunstausstellung RegionaleKunst kennt keine Grenzen – das Virus auch nicht
Corona wirkt sich auch auf die Ausstellungen im Dreiland aus. Am Samstag eröffnen die Exhibitionen in Basel und Liestal.

Will man kurz vor den Vernissagen der Regionale mit Heidi Brunnschweiler sprechen, erreicht man sie dort, wo man sie vermutlich auch vor einem Jahr erreicht hätte: im Zug, auf dem Weg von Basel nach Freiburg, wo sie die Galerie für Gegenwartskunst im E-Werk leitet. Nur ist 2020 nichts wie im letzten Jahr. Die Regionale, ansonsten ein schönes Sinnbild für grenzüberschreitende Kulturarbeit, wird ab diesem Wochenende vorerst ausschliesslich in der Region Basel zu sehen sein – immerhin mit Werken von Schweizer, französischen und deutschen Künstlerinnen und Künstlern.
Paradoxe Situation
Im Freiburger E-Werk wäre alles für die Ausstellung parat. Doch die in dieser Woche in Deutschland beschlossene Verlängerung des Teil-Lockdown bis zum 21. Dezember hat das Paradox geschaffen, dass die Infektionszahlen in der Schweiz zwar höher sind als in Baden. Die Einschränkungen auf eidgenössischer Seite fallen jedoch geringer aus. So kann sich Brunnschweiler in Basel, Riehen und Liestal die Regionale-Ausstellungen zwar ansehen, ihre eigene aber vorerst nicht eröffnen. Noch nicht – es gibt einen zeitlichen Puffer, die Schau bis Mitte Januar, wenn nicht sogar in den Februar, zu verlängern.
Unter ähnlichen Voraussetzungen arbeitet derzeit auch Sophie Kauffenstein vom Accélérateur de particules in Strassburg. Dort ist die Ausstellungseröffnung für den 8. Januar vorgesehen – trotz der in Frankreich für den Dezember angekündigten Lockerungen. Je nach Institution wäre die Regionale im Elsass dann bis in den Februar oder den März zu sehen. Alles andere wäre bitter für die Kunstschaffenden.
Was sich in der derzeitigen Lage als Vorteil erweist: Die Regionale ist verhältnismässig flexibel. «Wir können wendiger und rascher reagieren als Kunstmuseen», sagt die Leiterin des Kunsthauses Baselland, Ines Goldbach. So wird ihre Institution eine Arbeit von Jannik Giger aus der Ausstellung der Kunsthalle Mulhouse zeigen, um der elsässischen Kunsthalle Sichtbarkeit zu verschaffen, denn «zur Regionale gehören auch die Häuser in Frankreich und Deutschland», so Goldbach.
Arbeit über Grenzen hinweg wichtiger denn je
Keine der Institutionsleiterinnen zweifelt an, dass man eine derartige Pandemie eingrenzen muss. Doch dass die Kultur als unerheblich in einer derartigen Situation angesehen wird, will dann doch nicht einleuchten. Brunnschweiler etwa erinnert daran, dass wir über Covid-19 gerade die Klimakrise verdrängen und dass Kunstschaffende unseren Blick weiten können. Überhaupt versteht sie die Freiburger Galerie für Gegenwartskunst als Ort der Bildung und des Nachdenkens über die Gesellschaft und unsere Zeit. Während deutsche Politiker Kultur gerade als lässlich sehen.
Dass das Bedürfnis nach Kultur gross ist, daran zweifelt auch Sophie Kauffenstein nicht. Es wurde viel unter den Schweizer, französischen und deutschen Institutionen diskutiert, erzählt die Strassburgerin. Dass man die Regionale lebendig halten wollte, war schnell Konsens. Das Virus habe gezeigt, warum die Zusammenarbeit im Dreiland wichtig ist. Denn plötzlich waren da im Frühjahr wieder Grenzen, die man beinahe vergessen hatte.
Nachdem die regionalen Bustouren in diesem Jahr abgesagt werden mussten, führt der Basler Künstler Johannes Willi als Teil der Ausstellung im Kunsthaus Baselland nun Gruppen mit dem Velo im eigens dafür entworfenen Trikot zu Ausstellungen in anderen Häusern. Ein bisschen Kondition wird es da brauchen.
Vernissage, 28. November, 11–20 Uhr: Atelier Mondial, Hek, Ausstellungsraum Klingental, Kunsthalle Basel, Kunsthaus Baselland, Kunst Raum Riehen, Kasko, Kunsthalle Palazzo. 16–18 Uhr: Cargo Bar. Die Laufzeiten der Ausstellungen werden auf regionale.org aktualisiert.
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