Sweet Home: Wunderschöne PuzzlesKunst in Teilchen
Eine junge Schweizerin hatte genug von Teddybären-Sujets und begann, zeitgenössische Kunstpuzzles zu kreieren, die gerade alle wollen.

Hochzeit feiernde Teddybären, Sonnenuntergänge oder verschneite Bergspitzen: Annina Müggler liebt das Puzzeln, hatte aber genug von den vielen Allerwelts-Sujets, die auf dem Markt dominieren. So nutzte sie die Zeit der Pandemie, um ein Projekt zu realisieren, das ihr schon lange im Kopf herumschwebte: Sie gründete den Verlag Moirée für zeitgenössische Kunstpuzzles. «Ich blätterte durch meine vielen Kunstbücher und mir wurde klar, was ich wollte: mit Puzzles einen spielerischen Zugang zur Kunst schaffen.» Kaum lancierte Annina ihre erste Edition, rissen sich auch schon Conceptstores, Museumshops und die internationale Presse um die wunderschönen Puzzles, die so chic sind wie edle Bildbände.

Puzzeln ist nämlich zum beliebten und angesagten Hobby und Gesellschaftsspiel geworden. Ein Trend, der sich durch den Lockdown noch verstärkt hat. Ein Puzzle zusammenzusetzen, hilft nicht nur, sich in Geduld zu üben, sondern ist ein sinnliches, anregendes Erlebnis.

Annina studierte Design Management an der Luzerner Hochschule für Kunst und Design. Sie arbeitete in renommierten Designagenturen in Los Angeles und Zürich und ist jetzt in einer Agentur für nachhaltige Projekte tätig. Mit einigen ihrer Lieblingskünstler hat sie bereits gearbeitet, andere kennt sie von ihren Werken. Für Moirée fragte sie drei Künstlerinnen und Künstler an und konnte sie mit ihrer Begeisterung für das spannende Projekt gewinnen.
Entstanden sind drei Kunstpuzzles: «Untitled 2010» von Walter Pfeiffer, «Stilleben 11-2006» von Shirana Shahbazi und «Blume im Haar, 2018» von Larissa Hofmann. Selbstverständlich sind die Puzzles auch in wunderschönen, leinenbezogenen Schachteln verpackt. Annina hat für die Produktion der Puzzles und deren Verpackung nach den besten Manufakturen gesucht. Denn bei den Moirée-Puzzles kommen nicht nur Kunst und Spiel zusammen, sondern auch liebevolles Handwerk, Schönheit und Sinnlichkeit. Dabei hat sie eng mit den Künstlern zusammengearbeitet. So wurde die Beschriftung der Puzzles jeweils mit der Handschrift der Künstler verfasst. Auch waren sie bei der Abstimmung der Farben für das Kunstwerk involviert.

Annina, wie bist du auf die Idee gekommen, Puzzles und zeitgenössische Kunst zusammenzufügen?
Kunst, vor allem zeitgenössische Kunst, ist oft viel zu weit weg vom Betrachter. Wir finden sie im Museum oder in Galerien, können sie weder anfassen noch uns die Zeit nehmen, einzelne Werke zu spüren, zu verstehen oder uns intensiv mit ihnen zu befassen. Wenn wir Kunst als Puzzle Teilchen für Teilchen zusammensetzen, dann verbinden wir uns mit einem Werk, haben es in der Hand und lernen es kennen.
Was bedeutet das Puzzlespiel für dich?
Ich empfinde es als eine meditative Beschäftigung. Es bietet mir einen Ausgleich zum digital bestimmten Alltag. Auch liebe ich das riesige Erfolgserlebnis, wenn ein Puzzle «gelöst» ist und das letzte Teilchen das Werk vollendet.
Was liegt dir bei deinen eigenen Puzzles am Herzen?
Dass man sich stunden- oder gar tagelang mit einem echten Kunstwerk befassen kann. Dass man seine Teilchen in die Hand nehmen kann und dabei die Farben und Formen, die Details, das Licht und die Komposition des Kunstwerks auf sinnliche und spielerische Weise erfasst.
Wie puzzelst du am liebsten?
Oh, das kann ein Tête à tête mit meinem Freund sein oder ein Fest mit Freunden, zu dem auch guter Wein und feines Essen gehören.
Wie geht es mit Moirée weiter?
Ich arbeite an einer zweiten Edition und bin gerade daran, Moirée international zu vermarkten.

Puzzeln ist auch Poesie. Diese hat in den Werken von Larissa Hofmann eine grosse Bedeutung. Larissa Hoffman (*1992) ist eine aufstrebende und angesehene, deutsche Fotografin. Ihre Arbeiten wurden auf Instagram entdeckt. Über Instagram erhielt sie auch ihre erste Jobanfrage – und das für Givenchy. Ihre Fotografien faszinieren und verbinden eine kuriose und verspielte Inszenierung mit einer poetischen Anmutung. Larissa Hofmann fotografiert Kampagnen für Hugo Boss, Jil Sander oder Marc Jacobs und hat Editorials veröffentlicht in renommierten Magazine wie «Self Service», «The Gentlewoman» oder «The Face Magazine».
«Larissa ist für mich eine Art Bildhauerin mit Kamera. Sie inszeniert den weiblichen Körper heroisch und doch einfühlsam. Mich fasziniert es, dass sie einer erfolgreichen Modelkarriere den Rücken kehrte und beschloss, hinter die Kamera zu treten, um ihre eigene Ästhetik zu kreieren.»

Wer denkt, dass das Puzzlespiel mit Regentagen einhergeht, liegt falsch. Man puzzelt auch im Garten, auf dem Balkon oder unternimmt ein Puzzle-Picknick. Mit passenden Cocktails natürlich und mit Musik und feinen Snacks.

Das Puzzle mit dem Bild von Shirana Shabazi zeigt ein sinnliches Stilleben, das wie eine moderne Version der üppigen, holländischen Malereien anmutet. Shirana Shabazi (*1974) wurde in Teheran geboren, wanderte nach Deutschland aus, zog in den Neunzigerjahren nach Zürich und ist hier geblieben. In den Werken der Künstlerin verschmilzt analoges Fotografiehandwerk mit konzeptionellen Anordnungen. Ihre Werke sind unter anderem in Museen wie dem Guggenheim Museum, dem MoMa in New York oder in der Tate Modern in London zu finden. 2019 wurde Shirana Shahbazi mit dem Prix Meret Oppenheim ausgezeichnet.
«Shirana nimmt alltägliche Dinge oder Situationen und erhebt sie in einzigartige Sphären. Irgendwie hat ihre Fotografie die Ausstrahlung eines Gemäldes. Ich finde es faszinierend, wie vielseitig ihre Kunst ist.»

Servieren Sie Ihrem nächsten Besuch nicht bloss Kuchen zum Tee, sondern auch ein Puzzle. Dabei lässt sich tratschen, flirten und erst noch ein schönes Kunstwerk erkunden.

Die fertigen Puzzles von Moirée kann man gerahmt oder ungerahmt an die Wand hängen und sich so ein schönes Kunstwerk gönnen – zum Beispiel eines des erfolgreichen Zürcher Künstlers Walter Pfeiffer. Walter Pfeiffer (*1946) lebt und arbeitet in Zürich. Viele Jahre war er als Underground-Künstler tätig und seine Werke wurden vor allem in Fagzines veröffentlicht. Mit seinem Buch «Welcome Aboard, Photographs 1980-2000» schaffte er den Durchbruch zu einem grösseren Publikum und seine Bilder sind seither in Zeitschriften wie «i-D» oder «Vogue» zu sehen. Zudem wird er für bedeutende Kampagnen gebucht, wie erst gerade für Bottega Veneta.
«Walters Kunst zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Es gelingt ihm, in seinen Bildern Schönheit und Humor perfekt auszubalancieren. Ich bewundere ihn für seine positive Art und wie er sich mit seiner Kunst schon früh gegen alle Konventionen durchgesetzt hat.»
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