Staatlich geförderte Street-ArtKunst an Schwarzwaldbrücke bekleckert
Unbekannte haben Graffiti und Malereien an der Fussgängerpasserelle mit grauer und schwarzer Farbe besprayt. Möglicherweise handelt es sich um eifersüchtige Sprayer.

In einem bunten Kleid kommt die Wand neben der Passerelle über die Schwarzwaldbrücke neu daher. Das Bau- und Verkehrsdepartement hat 30 Künstler auserkoren, die in den letzten Tagen Graffiti und Malereien auf die Fläche aufgetragen haben. Insgesamt entstehen so über eine Länge von 350 Metern 24 Kunstwerke zum Thema «Wasser». Wie die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt mitteilt, ist es aber bereits zu Beschädigungen der Kunstwerke gekommen mit einem Sachschaden in der Höhe von mehreren 10’000 Franken. Unbekannte Täter haben die Kunstobjekte mit schwarzer und silberner Farbe besprayt.
«Idioten gibt es immer», sagt ein Künstler vor Ort, der namentlich nicht genannt werden möchte. Er ist am Freitagnachmittag daran, die Schäden an seinem Graffiti mit einer Spraydose rückgängig zu machen. Es seien «garantiert» Leute aus der Sprayerszene gewesen, welche die Kunstwerke verunstaltet hätten. Ein Grund dafür könnte sein, so der junge Mann, dass die Stadtreinigung illegale Sprayereien beseitige, an der Schwarzwaldbrücke umgekehrt aber im Auftrag des Staates legal gemalt werden dürfe.
«Legale Graffiti sind ein Verbrechen»
Auch ein Krake von Eddie Hara ist mit einem mehrere Zentimeter breiten silbernen Strich – wohl aus einer Spraydose – beschädigt worden. Hara bessert ihn mit Farbe und Pinsel aus und sagt: «Das ist schade. Aber Kunst im öffentlichen Raum unterliegt immer einem gewissen Risiko, dass sie zerstört wird.» Es gebe immer Leute, die offizielle und bewilligte Graffiti nicht ausstehen könnten. «Sie sehen ein Graffito als Verbrechen, wenn es nicht illegal ist», sagt Hara. Der Künstler hat an der Signalstrasse im Erlenmattquartier ein öffentliches Kunstwerk gemalt, das offenbar schon dreimal Opfer einer Schmiererei geworden ist.

«Wegen der Verunstaltungen zornig zu werden, bringt es nicht. Das ist genau das, was diese Leute mit ihren Verunstaltungen erreichen wollen», sagt David Buckingham. Auch seine Malerei, die Spiegelung eines Weidlings im Rhein, hat silberfarbene Bahnen abbekommen. Er nennt Eifersucht als Grund für die Schmierereien. «Dass unsere Malereien hier finanziert werden, passt den Streetart-Graffiti-Künstlern, die das aus Leib und Seele leben, nicht.» Nach Buckinghams Einschätzung haben denn auch Graffiti an der Dreirosenbrücke von den Tätern weniger Farbe abbekommen als Malereien.
Ohne Illegalität keine Legalität
Insgesamt lässt sich das Bau- und Verkehrsdepartement die Umgestaltung der Mauer rund 50’000 Franken kosten. Wie viel Schaden die Täter mit der Schmiererei angerichtet haben, sei schwierig zu beziffern, sagt Dominik Egli. Wie der Leiter der Stadtreinigung erklärt, seien es schliesslich die Künstler selber, welche die Schäden wieder ausbesserten. Als Grund für die Verunstaltungen sieht Egli eine Spaltung in der Graffiti-Szene. «Die Szene ist sich offenbar nicht einig darüber, wer was auf welchen Wänden malen darf.» In einem Instagram-Post, den Egli erhalten hat, schreiben Unbekannte: «Streetartists sind Teil des Anti-Graffiti-Programms der Stadt, weil sie organisch und wild gewachsene Werke übermalen.» Allerdings kämen die vom Kanton eingesetzten Künstler gar nicht zu ihren Aufträgen, wenn es keine «illegalen» Graffiti gäbe. Denn in diesem Fall gebe es keine Graffiti, welche die Stadtreinigung stetig säubern müsste. Schliesslich dienten die legalen und von der Stadt initiierten Malereien dazu, illegale Sprayer von den schon bemalten Wänden fernzuhalten.
Egli sagt denn auch, dass die Streetart-Meile an der Schwarzwaldbrücke die Stadtreinigung im Unterhalt auf Dauer günstiger käme, als dort alle paar Monate irgendwelche Schmierereien wegzuputzen. Damit sich der Zwischenfall nicht wiederholt, versiegelt die Stadtreinigung die Bilder nun mit einem Lack. Egli: «Dann lassen sich die schönen Bilder viel einfacher wieder putzen.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.