«Kulturförderung ist nie hundertprozentig fair»
Andrew Holland ist der neue Direktor der Kulturstiftung Pro Helvetia. Er ersetzt Pius Knüsel, der mit seinem Buch «Kulturinfarkt» für grosses Aufsehen gesorgt hat.

Der bisherige Leiter des Bereichs Förderung und stellvertretende Direktor der Kulturstiftung tritt am 1. November die Nachfolge von Pius Knüsel an, der Ende September zurückgetreten ist.
Der 46-jährige Andrew Holland ist gebürtiger Engländer und in Herisau AR aufgewachsen. Seine Wahl an die Spitze von Pro Helvetia sei einstimmig erfolgt, teilte der Stiftungsrat am Freitag an einer Medienkonferenz in Zürich mit. Beworben für den Direktorensposten hatten sich 90 Personen.
Für Mario Annoni, Präsident der Kulturstiftung, ist Holland die «ideale Besetzung». Er habe sich mit aussergewöhnlichem Engagement in der Schweizer Kulturszene verdient gemacht, geniesse grossen Respekt bei den Kunstschaffenden und sei eine integrierende Führungsperson.
Seit 1986 ist Holland in unterschiedlichen Funktionen in der Kultur tätig. Er war Dramaturg verschiedener Tanz- und Theatercompagnien der freien Szene, engagierte sich als Präsident des Trägervereins Tanzhaus Zürich und wirkte in der Programmgruppe Theater/Tanz der Roten Fabrik Zürich mit.
Seit 2004 bei Pro Helvetia
Von 1996 bis 2004 arbeitete Holland beim Bundesamt für Kultur in der Sektion Kultur und Gesellschaft und als stellvertretender Leiter Strategie und Planung. 2004 wechselte er zur Pro Helvetia – zunächst als Leiter der Abteilung Tanz. 2009 übernahm er die Leitung des Bereichs Förderung und wurde stellvertretender Direktor.
Die Wahl des neuen Direktors wurde nötig, weil der bisherige Stelleninhaber Pius Knüsel auf Ende September demissioniert hatte. Nach zehn Jahren Engagement für die nationale Kulturförderung wird Knüsel Direktor der neuen Volkshochschule Zürich AG.
Andrew Holland, der neue Direktor der Pro Helvetia, ist sich schon vor seinem Amtsantritt bewusst, dass seine Arbeit auf Kritik stossen wird. Die Kulturstiftung habe sich jedoch an Kritik gewöhnt, sagte er am Freitag vor den Medien in Zürich.
«Kulturförderung kann nie hundertprozentig fair sein», stellte Holland fest. Wer so viele Gesuche bearbeite wie die Pro Helvetia, trete zwangsläufig Leuten auf die Füsse. Die Kulturstiftung bearbeitet jährlich rund 3500 Anfragen von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern.
«Kultur kann man nie genug haben»
Die Aufgabe der Stiftung sei es, für die Kultur zu kämpfen, egal wo sie stattfinde. Er habe einen grossen Respekt für die Schweizer Künstlerinnen und Künstler in allen Sprachregionen. Bei der Beitragsvergabe will er lieber Schwerpunkte setzen als nach dem Giesskannenprinzip Geld verteilen und allen ein wenig helfen.
Von einem drastischen Zurückfahren der Kulturförderung, wie es das von seinem Vorgänger Pius Knüsel geschriebene Buch «Kulturinfarkt» fordert, will der neue Direktor hingegen nichts wissen. «Kultur kann man nie genug haben», sagte er.
Anders als sein Vorgänger will Holland bei seiner Arbeit nicht provozieren um des Provozierens Willen. Er sieht sich selber eher als integrative Führungsperson. Um sich für die Kultur einsetzen zu können, müsse man am gleichen Strick ziehen, sagte er.
Als grosse Baustellen in der Kulturförderung bezeichnet er vor allem die Nachwuchsförderung. Aber auch in neuen Formen wie digitaler Kunst oder Medienkunst sowie in der Fotografie sieht Holland Nachholbedarf. Wer ihn als Vizedirektor ersetzen wird, ist noch unklar. Die Stelle wird öffentlich ausgeschrieben.
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