TV-Kritik: Reality-TV im Fegefeuer
Der «Tatort» aus München parodiert die junge Unterhaltungsbranche und zeigt einen fanatischen Pfarrersgehilfen. Das ist stellenweise überzeichnet – macht aber trotzdem Spass.
Für einmal ist es nicht die Jugend und ihre Selbstdarstellung in Onlinechats und Handyvideos, die im «Tatort» angeprangert wird. Der Wertezerfall wird in «Allmächtig» in der jungen Kreativszene gewittert: beim Team des Internetsenders AAA, der für seine Klicks keine moralische Grenzüberschreitung scheut. Die Messiefrau wird da ebenso blossgestellt wie der ehemalige Nazi, und der Pfarrer wird gar zwangsversetzt, nachdem ihm vom Sender mehrere Kinder von mehreren Frauen angedichtet wurden. Für den Geistlichen und für seinen Zögling ist klar: Dieser Sender ist «das Werk des Teufels»; und Albert A. Anast und dessen Aushängeschild, das nun vermisst wird, eine Ausgeburt der Hölle (sinnigerweise ist «Anast» ein Anagramm für Satan).