Perlentauchen am Stadtrand
Nicole Bernegger veröffentlicht ihr neues Album «Alien Pearl». Mit ihrem dritten Album wagt die Basler Soul-Sängerin einen Befreiungsschlag.

Es gibt einiges, auf das Nicole Bernegger stolz sein darf. Beispielsweise auf die kräftige Stimme, mit der die kecke Birsfelderin mit der Sixties-Frisur die Castingshow «The Voice of Switzerland» 2013 für sich entschied. Oder auf die 10000 verkauften Exemplare ihres Debütalbums «The Voice». Und da wären die zahllosen Konzerte, die Bernegger mit ihrer Band im Vorprogramm von gefeierten Künstlern wie Simply Red und John Legend bestreiten durfte.
Will man mehr über die grossen Momente in der Karriere der Nicole Bernegger erfahren, muss man die Einzelheiten aus der 42-jährigen Musikerin regelrecht herauskitzeln. Beim Interview auf dem Vorplatz des Hotels Breite erwähnt Bernegger ihren Kurzauftritt im New Yorker Apollotheater eher beiläufig. Dass sie im Tempel der sogenannten Black Music eine Standing Ovation erhielt, gibt Bernegger nur zaghaft zu. Den Auftritt im Apollo hatte das Schweizer Fernsehen eingefädelt. Davon verspricht sie sich aber keine nachhaltigen Vorteile für ihre Kariere. «Es war wohl niemand im Publikum, der sich noch an meinen für Amerikaner schwer aussprechbaren Familiennamen erinnert.»
Wieder in der Spur
Was nicht heisst, dass Bernegger während ihres Aufenthalts in New York keine Kontakte geknüpft hätte. Damals suchte sie Neal Sugarman in Brooklyn auf, der als Saxofonist der Band The Dap-Kings für Amy Winehouse, Charles Bradley und SharonJones gespielt hatte. Am 9. November tritt der gefragte Sideman bei der Plattentaufe von Berneggers neuem Album «Alien Pearl» in der Basler Kaserne auf.
Anders als «The Voice» (2013) und «Small Town» (2015), die beim Schweizer Ableger des Musikmultis Universal erschienen, bringt Bernegger «Alien Pearl» selber heraus. «Für mich war es eine wichtige Lernerfahrung, mit einer grossen Plattenfirma wie Universal zusammenzuarbeiten», erklärt Bernegger. «Bei aller Sympathie für die Leute von Universal gefiel mir die Richtung aber nicht, in die sie mich eingespurt hatten. Darum war ein Befreiungsschlag nötig.»
Tatsächlich bezieht sich der Albumtitel «Alien Pearl» auf Berneggers Zeit bei Universal (eine Konsequenz ihres Siegs bei «The Voice of Switzerland»), als die sonst stilsichere Musikerin sich selber immer fremder vorkam. Mit den poppig aufbereiteten Songs auf «The Voice» und «Small Town» konnte die Soulspezialistin sich nur begrenzt identifizieren.
Anstelle von Göläs Manager Lukas Moser steht Bernegger neu die Baslerin Steffi Klär zur Seite. Die langjährige Kuppel-Bookerin hatte Konzerte mit Berneggers alter Band The Kitchenettes schon Anfang der Nullerjahre im Nachtigallenwäldeli veranstaltet. «Mir ist es wichtig, mit alten Weggefährten zusammenzuarbeiten, die die gleichen musikalischen und ästhetischen Vorstellungen haben wie ich», sagt Nicole Bernegger. «Ich wollte nicht mehr so viel Energie dafür einsetzen, meine Ideen durchzubringen.»
Von wenigen Abstechern in Richtung Americana abgesehen, taucht Bernegger auf «Alien Pearl» tief in die Soulmusik der späten 60er- und frühen 70er-Jahre ein. Mit dem deutschen Produzenten Christian Lohr (Joss Stone, Gregor Meyle, James Morrison) stellt Bernegger die unterschiedlichen Sounds der Nischenlabels Motown, Stax und Hi nach. Trotz dieser Liebe zum Detail kommt «Alien Pearl» eher authentisch als nostalgisch daher. Billiger Retrocharme ist Berneggers Sache nicht.
Am liebsten nah dran
Im Vorfeld der Veröffentlichung von «Alien Pearl» musste Nicole Bernegger viel Büroarbeit leisten, war die Musikerin doch in alle Aspekte der Tonträgerherstellung inklusive Artwork, Druck und Qualitätskontrolle involviert. Die fertigen LPs und CDs trafen erst Anfang Woche, also gerade termingerecht, in Birsfelden ein. «Es ist gut zu wissen, wie man eine Albumproduktion von der Pike auf organisiert», sagt Bernegger. «Bald ist das Baby aus dem Haus, und ich kann mich endlich auf die bevorstehende Tournee konzentrieren.»
Diesen Herbst beschallt Bernegger einige renommierte Musikclubs der Deutschschweiz. Besonders freut sie sich auf ihr allererstes Gastspiel in der Mühle Hunziken bei Bern. «Ich mag Clubs, denen man ihre Geschichte ansieht. Oder wo man die Party vom Vorabend noch riecht.»
Nicole Bernegger markiert hier keine falsche Volksnähe. Ihr vorläufig letzter Auftritt in der Region Basel fand etwa in der schäbig-schön versifften Kaschemme statt. Vom New Yorker Apollo könnte dieser wunderbar unprätentiöse Schuppen im Breitequartier nicht weiter entfernt sein.
Nicole Bernegger: «Alien Pearl.» Fontastix/Awal. Live: Sa, 9. 11., Kaserne, Basel (Plattentaufe).
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