Heisses Thema in SissachKritik an Fifa und Katar
Die Gesprächsreihe «Für eine friedliche Zukunft» widmete sich dem integrativen Aspekt des Sports. Emotional wurde das Gespräch, als die Gegebenheiten in der Golfmonarchie diskutiert wurden.

«Für mich ist Sport der ultimative Integrationsfaktor», antwortet Fussballtrainerin Johanna Aeschbach dem Moderator. Ueli Mäder führt die Gesprächsrunde «Für eine friedliche Zukunft» zum Thema «Wie Sport verbindet». Gleich sechs Gäste mischen sich im Sissacher Cheesmeyer-Gebäude ein. Und natürlich wird die WM in Katar kontrovers diskutiert.
Einig ist sich die Runde jedoch, dass Sport integrativ wirkt. Walter Mundschin, früherer FCB-Libero und Landschreiber, erzählt, wie er mit 16 Jahren aus dem Kanton Luzern nach Sissach kam und dank des Sports sofort integriert wurde. Moritz Kamber, ehemaliger Eishockeyspieler, erinnert sich an die 1960er-Jahre und die Gastarbeiter, mit denen er Fussball spielte: «Die wurden auch nicht immer so behandelt, wie man sie hätte behandeln sollen.» Da klingt die spezielle Lage der Gastarbeiter in Katar bereits an. Doch in Sissach ging es freundschaftlicher weiter. Nach Turnieren habe es «ein Fest auf Italienisch» gegeben. Er habe Kollegen gefunden, mit denen er noch heute unterwegs sei.
«Ich müsste lügen»
Die Situation der Gastarbeiter in Katar setzt Emotionen frei. Der ehemalige Handballer Peter Tschudi erzählt von seinen Eindrücken, die er gewann, als er in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Bahrain arbeitete. Es gebe immer wieder tödliche Unfälle auf Baustellen. «Aber ich müsste jetzt lügen, wenn ich sagen würde, es gab abnormal viele. Was in Zusammenhang mit der WM berichtet wird, ist sicher übertrieben.» Es sei naiv, zu glauben, man könne mit Protesten etwas an Katar ändern.

Walter Mundschin ist nicht einverstanden. Sicher könne man etwas bewirken. Doch: «Die Änderungen brauchen sehr viel Zeit.» In der Schweiz habe sich in den letzten 60 Jahren auch viel verändert; er denke da an das Frauenstimmrecht. Und trotz Traditionen: «Ich hoffe, dass sie gerade durch die WM langsam in unsere Zeit kommen.» Johanna Aeschbach moniert, es sei dennoch problematisch, diese WM zu unterstützen. Sie zeige, dass es im Fussball, der universell und für die Gesellschaft gemacht sein sollte, «schliesslich um nichts anderes geht als ums grosse Geld».
Schriftsteller Wolfgang Bortlik will unbedingt die Fifa reformieren, den – wie er sagt – organisierten Grosskapital-Fussball: «Es stellt sich immer mehr heraus, wer der eigentliche Bösewicht in der ganzen Geschichte ist; es ist nicht Katar, es ist die Fifa.»
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