Kristine Roepstorff und die Ordnung der Dinge
In den Basler Museen hat die Dänin Kristine Roepstorff über 500 Objekte ausgesucht und im Museum für Gegenwartskunst ein faszinierendes Panoptikum zur Migration der Formen zusammengestellt.

René Descartes würde sich im Grab umdrehen. Als der Aufklärer 1649 über «Die Leidenschaften der Seele» nachdachte, wies er mahnend darauf hin, dass zu viel Verwunderung dem Geist abträglich sei. «Ja, so etwas kann sogar den Gebrauch der Vernunft aufheben oder pervertieren!», warnte er und dachte nicht an Jahrmärkte oder Shopping-Malls, sondern an die damals viel beachteten Wunderkammern mit ihrer Fülle von Naturalien und Artefakten. Die Vernunft aufheben, gar pervertieren – das tut die dänische Künstlerin Kirstine Roepstorff mit ihrer aufwendigen Inszenierung im Museum für Gegenwartskunst nicht. Sie hat auch eigene Kunst mitgebracht, man findet ihre Collagen und Skulpturen zwischen grauen Vorhängen ganz oben im zweiten Stock. Doch der Grossteil des Hauses präsentiert sich als magisch anmutendes, faszinierendes Kuriositätenkabinett – mit über 500 Objekten, die die Künstlerin in Basler Museen zusammengetragen hat. Schon ist man umgeben von Amphoren und Artefakten, Ammoniten und Arabesken, ausgestopften Amphibien und afrikanischen Amuletten, die an Wänden, in Regalen und in Vitrinen ein wunderliches Panoptikum bilden, während die Räume rundum mit schweren Vorhängen verhängt sind. In einem Saal wachsen schlanke Birkenstämme in die Höhe, an der Wand afrikanische Teppiche und irgendwo ein kleines surrealistisches Textilbild von Sophie Taeuber-Arp: Wer hier vor lauter Wald die Kunst nicht auf Anhieb sieht, ist wohl nicht allein.