Krieg und Frieden, Selbstzweifel und Selbsthass
Seit dem Ersten Weltkrieg kränkeln wir. Nach dem Zweiten sind wir vollends zu Patienten chronifizierter Leiden geworden. Warum lässt uns die «Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts» nicht los? Gedanken zu einem glänzenden Vortrag.

Am Donnerstagabend sprach der australische Historiker Christopher Clark, inzwischen ein Star seines Fachs, in der Aula der Universität Zürich über die Gründe, warum der Erste Weltkrieg ausgebrochen war. Das renommierte Schweizerische Institut für Auslandforschung hatte ihn eingeladen. Wer zu spät kam, blieb vor der Tür stehen: Selten habe ich die Aula, in der einst der britische Staatsmann Winston Churchill die Einigung Europas gefordert hatte (1946), selten habe ich diesen wunderschönen, eleganten Raum so brechend voll erlebt mit Menschen, auf deren Gesichtern sich eine Erwartung spiegelte, wie man sie sonst nur kennt von Kindern vor dem Weihnachtsbaum oder vor dem Bildschirm, wenn die neueste Folge von Ice Age oder Harry Potter auf dem Programm steht: Was wird uns Clark erzählen?