Für eine friedliche Zukunft«Konsumiere, und du wirst glücklich»
Die neue Gesprächsreihe im Sissacher Kulturhaus Cheesmeyer sorgt gleich zum Auftakt für volle Ränge. Das Publikum bringt sich letztlich stark ein.

Erich Fromm sagte: «Habgier und Frieden schliessen einander aus.» Der 1980 verstorbene Sozialpsychologe und Philosoph stand mit seinem Werk «Haben oder Sein» (1976) im Zentrum der ersten Ausgabe einer Gesprächsreihe, die vom emeritierten Soziologieprofessor Ueli Mäder geleitet wird. 80 Zuhörerinnen und Zuhörer füllten die Bühne unter dem Dach im Sissacher Kulturhaus Cheesmeyer. Die Gesprächsreihe folgt dem Leitgedanken «Für eine friedliche Zukunft».
Zu Gast waren Religionssoziolge Henning Kurz («Die Religion beantwortet alle Fragen endgültig, die Philosophie wenige vorläufig») sowie die Musikerin und Dirigentin Daniela Dolci, deren Vater, Danilo Dolci, ein enger Freund von Erich Fromm war. Musik könne einen Beitrag zum Frieden leisten, zeigte sich die gebürtige Sizilianerin überzeugt.
«Signal an alle Politiker»
Musik sei eine universelle Sprache. «Sie berührt die Menschen und heilt die Seele, sie verbindet Menschen und Völker», sagte Dolci. Als Beispiel nannte sie den Dirigenten Daniel Barenboim und sein West-Eastern-Divan-Orchestra. «Er hat es gegründet, um israelische und palästinensische Musikerinnen und Musiker zusammenspielen und -arbeiten zu lassen», führte sie aus, «ein wichtiges Signal an alle Politiker der Welt.»
Henning Kurz sagte, in «Haben oder Sein» mache Erich Fromm klar, dass unsere Gesellschaft eine Marketinggesellschaft sei, «deren oberstes Dogma lautet: Konsumiere, und du wirst glücklich sein; konsumiere mehr, und du wirst noch glücklicher sein.» Fromm habe dieses Dogma widerlegt. Kurz sagte aber auch: «Es gibt kein rettendes Rezept, das ich einmal in die Weltgeschichte hinein injiziere und ab diesem wir im Elysium leben.» Im Reich der Seligen also.
Nicht das Übliche
Ueli Mäder stellte zwar Fragen, allerdings nicht, um sie umgehend beantwortet zu bekommen. Vielmehr verwickelte er seine Gäste in ein Gespräch. Ähnlich wie es einst Günter Gaus tat, als man im Studio noch rauchen durfte und die Gäste Ludwig Erhard oder Hannah Arendt hiessen.
Gegen Ende diskutierten die Zuhörerinnen und Zuhörer mit. Fragen, aber auch Ausführungen über Politik und Kommerz kamen aus dem Publikum, auf die Erich Fromm mindestens eine Antwort gehabt hätte: «In der kommerziellen und politischen Werbung sind alle Methoden der Gehirnwäsche zu verbieten.»
Den musikalischen Rahmen schufen Martina Rick und Mauricio Silva Orendain. Die nächste Gesprächsrunde wird eine handfestere. Zum Thema «Wie Sport verbindet» diskutiert Mäder neben anderen mit dem ehemaligen Libero des FC Basel, Walter Mundschin, sowie Daniel Woker, einem ehemaligen Schweizer Botschafter am Persischen Golf.
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