«Konservative haben Angst vor einer Verweiblichung»
Der als Frau gekleidete Mann mit Bart gewann den ESC. Gender-Forscherin Franziska Schutzbach sagt, wem Conchita Wurst Furcht einflösst – und warum sie unter Transvestiten durchaus umstritten ist.
Viele Konservative reagierten auf den Sieg von Conchita Wurst am Eurovision Song Contest harsch, fast panisch. Vom Begräbnis traditioneller Werte war die Rede, das Ende Europas wurde ausgerufen. Woher diese Angst? Die Konservativen haben traditionell Angst vor einer Verweiblichung. Mit Wurst ist eine Figur im Mainstream angekommen, die klassische Männlichkeitsideale – den Cowboy, den Soldaten – radikal in Frage stellt. Da die Toleranz gegenüber alternativen Lebensformen offenkundig gestiegen ist, liegt es nahe, die harschen Reaktionen als letztes Ächzen der Konservativen zu deuten. Ich mahne allerdings zur Vorsicht, denn in vielen Ländern sind gleichzeitig auch gegenläufige Tendenzen festzustellen: Man denke an die homophobe Orban-Regierung in Ungarn oder die Massendemonstrationen gegen die Homo-Ehe in Frankreich. Hier in der Schweiz wird aktuell gegen den Lehrplan 21 gewettert, der Kinder angeblich homosexualisieren soll.