Kommt jetzt die Neid-Debatte?
Die meisten Kantone haben die Erbschaftssteuer abgeschafft. Nun soll sie via Volksinitiative auf nationaler Ebene wieder eingeführt werden. Kommt nach der Gier-Debatte nun die Neid-Debatte?
Wahrscheinlich. Und mit welchen Argumenten diese Diskussion geführt werden dürfte, darauf gab vor ein paar Wochen der «Bilanz»-Chefredaktor Dirk Schütz in seinem Editorial zur jährlichen Ausgabe mit der Präsentation der 300 reichsten Schweizer einen kleinen Vorgeschmack: «Wegen der leeren Staatskassen blasen Regierungen rund um die Welt zur Jagd auf die Wohlhabenden.» Man nennt diese Jagd der neidischen Erfolglosen auf die Erfolgreichen: Steuern. (Für die besonders Reichen in den USA wurden die Steuern von Bush gesenkt und auch von Obama seither nicht wieder erhöht. Aber das nur nebenbei.) «Der Druck auf die Schweiz, noch immer Fluchtland Nummer 1 für die Reichsten dieser Welt» – das Boot ist noch lange nicht voll, jedenfalls nicht für die wirklich Verfolgten dieser Erde –, «ist deshalb so gross wie nie zuvor. Umso bedenklicher, dass jetzt auch der Druck von innen steigt. Die Pauschalbesteuerung taumelt, jetzt droht eine Wiedereinführung der Erbschaftssteuer.» Wo bleiben da Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und schweizerische Asyltradition?
Im Zweifelsfall aber, so zeigt die ganz unwissenschaftliche alltägliche Empirie, ziehen die zu Unrecht beneideten Reichsten immer noch die Steuerersparnis dem Glück und der Wissenschaft vor.