Pomp wäre fürchterlich falsch. Sogar das Lächeln will fein kalibriert sein. Jede Geste kommt unter die Lupe, jedes Wort auf die Goldwaage. Wenn der Bourbone Felipe VI. heute, 19. Juni 2014, mit 46 Jahren in einer nachtblauen Generalsuniform mit Schärpe und roter Bauchbinde Spaniens Thron besteigt, ist es genau das: ein mühseliges Besteigen. Begleitet von bürgerlichen Zweifeln an der Monarchie. Observiert von einem Volk, das in der schweren Wirtschaftskrise das Vertrauen in alle zentralen staatlichen Institutionen verloren hat. Das Zeremoniell für den Thronwechsel wurde aufs Minimum reduziert. Staatsgäste sind keine eingeladen. Nicht einmal der Königsvater wird dabei sein, wenn der Sohn im Madrider Congreso vor versammelten Abgeordneten und Senatoren den Eid auf die Verfassung ablegen wird. Das Protokoll sollte nicht überladen wirken. In Zeiten schmerzvoller Sparanstrengungen wäre Prunk schändlich. Vielleicht wäre er gar fatal. Doch das muss man Felipe nicht sagen.
Vater und Sohn: König Juan Carlos und König Felipe VI. umarmen sich. (19. Juni 2014)
JAVIER LIZON, AFP
König einer zerrissenen Nation
Der Wechsel auf Spaniens Thron erfolgt in einer konfusen Zeit. Das Prestige der Monarchie ist zwar angeschlagen, doch es ist deutlich besser als jenes der politischen Parteien. Felipe VI. erhält viel Kredit, aber wohl nur für kurz.