Klotener trainiert für Rekordflug
Als jüngster Pilot aller Zeiten will Carlo Schmid zugunsten eines Unicef-Projekts allein die Welt in 80 Tagen umrunden. Eine Reporterin konnte ihn auf einem Übungsflug begleiten.
Von Corine Turrini Flury Kloten – Die Sicherheitskontrollen in Kloten hat er passiert, sein Gepäck im Kleinflugzeug verstaut. Carlo Schmid kontrolliert die Instrumente im Cockpit und startet den Motor der Trainingsmaschine. Über das Headset ist der junge Pilot mit dem Tower und seinen beiden Passagieren verbunden. Langsam rollt er die Propellermaschine zum Holding Point 28 und wartet auf die Starterlaubnis. «Zurich tower, hotel-charly-kilo-golf, holding point runway 28, out bound via sierra, ready for departure», meldet er der Flugüberwachung. Eine britische Maschine hebt vor ihm ab. Dann erhält die Propellermaschine HB-CKG Starterlaubnis. Auf der Startbahn beschleunigt Schmid, und schon nach ein paar Metern hebt die Cessna ab. «Etwa 500 Fuss pro Minute steigen wir jetzt auf», erklärt der Pilot über sein Funkmikrofon und macht eine Linkskurve. Rümlang und Glattbrugg liegen gut sichtbar unterhalb. «Das ist perfektes Flugwetter. Keine Turbulenzen und klare Sicht», sagt Schmid. Löwen auf der Landebahn Er ist anderes gewohnt. Für seine geplante Weltumrundung übt der 21-Jährige speziell auch unter erschwerten Bedingungen, wie sie beispielsweise in Nairobi herrschen. «Dort bist du oft auf dich allein gestellt und erhältst keine Anweisungen vom Tower.» Statt freier Sicht auf den Zürichsee und die dahinterliegenden Alpen, Orientierungshilfen wie aktuelle Flugkarten, Flüsse und Autobahnen, wird dort knapp über Baumkronen geflogen. «Ich musste dort schon über Funk Unterstützung anfordern, damit Löwen von der Landebahn vertrieben wurden», erinnert sich Schmid und lacht. Schmid wirkt souverän und ruhig, wie er das Flugzeug über das untere Zürichseebecken Richtung Aargau steuert. «Am anspruchsvollsten sind der Start und die Landung. Sonst ist Fliegen leicht», sagt er. Auf einer Flughöhe von 1000 Metern hat er eine Hand am Steuer, während er mit der anderen die Funkfrequenz einstellt. Das englische Stimmenwirrwarr der anderen Piloten und der Lotsen ist für Laien unverständlich. Schmid filtert die Informationen, die ihn betreffen, jedoch routiniert und antwortet auf Anweisungen. Erster Fluggast war die Mutter Mit 17 Jahren hat er als einer der jüngsten Piloten in der Schweiz die Fluglizenz erworben. Schon in seinem elften Lebensjahr ist er durch seinen Vater – einen Hobbysegelflieger – zum Segelfliegen gekommen. «Fliegen war schon als kleiner Bub mein Traum», sagt der gelernte Bankkaufmann mit Berufsmatur. Als er mit 16 ohne Unterstütztung mit einem Segelflugzeug unterwegs war, war die Mutter seine erste Passagierin. Ein prägendes Erlebnis für beide. «Das ist was Besonderes, dass meine Mutter mir ihr Leben quasi anvertraut hat.» Sie ist im August an Krebs gestorben. Nach ihrem Tod hat er sich eine Auszeit genommen, um zusammen mit seinen Freunden das schon lange geplante Charity-Projekt zugunsten des Unicef-Kinderhilfswerks voranzutreiben. «Meine Mutter hat mich beim Projekt von Anfang an Projekt unterstützt. Darum wollte ich mich nach ihrem Tod voll dafür einsetzen.» Den Rhein entlang fliegt die Cessna auf 2800 Fuss Flughöhe Richtung Rheinfall, über das Rafzerfeld und Winterthur, zurück zum Flughafen Kloten. Schmid leitet den Sinkflug ein und wartet auf die Landeerlaubnis. Mit beiden Händen am Steuer gleicht er leichte Schwankungen aus und landet nach einer Stunde Flugzeit sicher auf der zugewiesenen Landebahn. Im Logbuch der Cessna trägt er die flugrelevanten Daten ein und überträgt die Angaben in sein Logbuch. Um den für 2012 geplanten Weltrekord zu realisieren, hat Carlo Schmid aus Kloten seinen Job in der Bank aufgegeben und trainiert täglich allein oder mit seinem Fluglehrer. Neben praktischer Flugübung wird im Flugsimulator geübt und auch mental trainiert. Die fünfköpfige Crew unterstützt ihn nebenberuflich und kostenlos. «Wir ergänzen uns gut, und darum ist dieses Projekt zu unserem gemeinsamen ‹Unternehmen› geworden», sagt Schmid. Das Team ist optimistisch, dass das Vorhaben gelingt. Die zweimotorige Cessna für den Weltrekord ist finanziert und wird demnächst in Kloten sein. (ctf) www.rtw2012.com Erst 21 Jahre alt ist Carlo Schmid, das Flugbrevet hat er aber bereits seit vier Jahren. Foto: Sibylle Meier
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