Klassiker der Woche: «Be a captain!»
Leonard Bernstein ging stets aufs Ganze: Als Musiker, als Raucher, als Charismatiker. Und die Musiker gingen mit.
Die Frisuren und die breiten Kragen verraten es – wir sind in den 1980er-Jahren, genauer: im Jahr 1982. Aber die Musik klingt, als sei sie erst gestern erfunden worden, so frisch und ungestüm. Und so schnell, weil der Dirigent Leonard Bernstein (1918–1990) nun mal schnelle Tempi liebte. Auch hier, bei der Probe mit dem BBC Orchestra für die «Enigma Variations» von Edward Elgar.
Und darauf, den Humor nicht zu verlieren. Bernstein war kein Einpeitscher, kein verbissener Rekordjäger. So schnell er hier dirigiert, so gelassen und gut gelaunt wirkt er; da ist immer Zeit für ein ironisches Grinsen oder einen Spruch. Und die Musiker geben zurück, was sie bei anderen damaligen Gross-Dirigenten kaum gewagt hätten. Es wird gelacht und gespöttelt auf dieser Probe, Bernsteins Tänzeleien sind mindestens so sehenswert wie seine seltsame beige Jacke, und am Ende ist man Elgars Enigma zweifellos näher gekommen. Weil Bernstein die Musiker mit seiner Art (und seinem Charisma) dazu brachte, das zu geben, was auch er gab: alles.