In Zeiten der BilderflutKinder mittels Kino an Bewegtbilder gewöhnen
«Die Kleine Laterne» will Kinder in die Welt der Kinos begleiten. Das wegen seiner pädagogischen und kulturellen Rolle vom Bund unterstützte Projekt hat Erfolg.

2023. Alles bewegt sich. Handy, Computer, Fernseher. Sogar auf Bazonline.ch gibt es mittlerweile GIFs auf der Front. Diese gewaltige Bewegtbildflut ist für viele überfordernd. Daher will der Umgang mit ihr gelernt sein. Am besten schon in jungem Alter.
Das denkt sich auch «Die Kleine Laterne» des Kinderfilmclubs Zauberlaterne und nimmt sich der Problematik spielerisch an. Und zwar in mittlerweile über 40 Kinos in der ganzen Schweiz – auch in Liestal und Basel. Die Idee: Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren sollen mithilfe von begleiteten Kinobesuchen den Umgang einerseits mit dem Medium Film, andererseits mit dem Bewegtbild im Allgemeinen lernen.
«Mit der Überflutung von Bildern, die wir haben, ist es heute relevanter denn je, dass Kinder pädagogisch an dieses Medium herangeführt werden», sagt Lorenzo Berardelli, Kommunikationsbeauftragter des Kinderfilmclubs Zauberlaterne, welcher «Die Kleine Laterne» ins Leben gerufen hat.
Sechs Vorstellungen in zwei Jahren
Diese Heranführung geschieht wie folgt: Die Kinder besuchen mit Begleitung sechs Vorstellungen, die sich über die Dauer von zwei Jahren erstrecken und jeweils eine Stunde dauern. Das Ganze spielt sich also in einem kindgerecht sanftem Rhythmus ab.
Bei diesen Vorstellungen handelt es sich denn auch nicht um einen herkömmlichen Kinobesuch, sondern um eine zweiteilige Veranstaltung (zwei-mal 30 Minuten), durch die eine sogenannte Film-Entdeckerin führt. Der erste Teil besteht dabei aus einer Führung durch die Welt des Films, bei der die Kinder Erklärungen erhalten, welche durch passende Filmausschnitte veranschaulicht werden.
Im zweiten Teil folgt dann das eigentliche Betrachten einiger Kurzfilme. Dabei kann es sich um Kinderfilme handeln – muss es aber nicht. Wichtig ist, dass der Film inhaltlich adäquat, arm an Dialogen und kurz ist, angepasst an die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder. Zu Hause kann das Gelernte auf der Website der «Kleinen Laterne» noch vertieft werden.
Ein Filmthema pro Vorstellung
Jede der sechs Vorstellungen, von denen jährlich eine im Herbst und zwei im Frühjahr stattfinden, behandelt ein anderes Thema. In einer ersten geht es beispielsweise um die Art und Weise, wie man einen Film im Kino schaut. Hier bekommen die Kinder eine Anleitung, wie sie sich in einem Kinosaal verhalten sollten, und werden auf die Besonderheiten eines Kinobesuchs im Vergleich mit dem Filmeschauen vor dem Fernseher aufmerksam gemacht.
In der zweiten Vorstellung geht es dann um Filmgeschichte – vom Stummfilm zum Tonfilm, vom Schwarzweissfilm zum Farbfilm und schliesslich zur Computeranimation. Dann folgen Filmmusik, Gefühle im Film, Filmgenres und schliesslich die kulturelle Vielfalt des weltweiten Filmschaffens, bevor das Ganze wieder von vorn beginnt. Auf diese Art und Weise erhalten die Kinder an den sechs Vorstellungen einen Einblick in die Welt des Kinos.
Erfolgreiches Projekt
«Für die erwachsenen Begleitpersonen ist «Die Kleine Laterne» der ideale Ort, um mit einem Kind ein erstes Mal ins Kino zu gehen, es bewusst in die Welt des Films einzuführen und ein Gespräch innerhalb der Familie anzuregen», sagt Berardelli. Denn die pädagogische Einbettung hole ein grosses Bedürfnis der Eltern ab. Daher wird «Die Kleine Laterne» vom Bundesamt für Sozialversicherungen wie auch von der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren unterstützt.
Und das Projekt hat Erfolg. Bei den letzten beiden Vorstellungen in Basel kamen durchschnittlich 140 Menschen – in Liestal waren es 30.
Die nächste Möglichkeit für einen Besuch in der Nähe besteht entweder am 11. März, um 11.30 Uhr, im Pathé Küchlin (Thema: Filme auf der ganzen Welt). Oder eine Woche darauf, am 18. März, um 10.30 Uhr, im Kino Oris in Liestal (Thema: Filmmusik).
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