Kinder früh fördern, um Sozialfälle zu verhindern
Die Städteinitiative Sozialpolitik will, dass Kleinkinder systematisch gefördert werden und formuliert neun Thesen dazu. Die Sache soll aber nicht allzu sehr nach Schule klingen.
Die Harmos-Abstimmung in Luzern hat klar aufgezeigt: Die Frage, ob der Staat bereits Kleinkinder fördern soll, ist hoch umstritten. Gleichwohl wollen die Sozialvorsteher der Städte ihre Aktivitäten in diesem Bereich ausbauen. Etliche Städte kennen bereits Förderungsprogramme für Kleinkinder oder haben Pilotprojekte in diesem Bereich gestartet.
So bietet etwa der Kanton Zürich in Gemeinden mit hohem Ausländeranteil Spielgruppen für fremdsprachige Kinder an, um deren Deutschkenntnisse zu verbessern. Die Basler Regierung erarbeitet zurzeit einen ganzen Massnahmenplan. Die Stadt Bern hat vor einem Jahr mit einem Hausbesuchsprogramm begonnen: Spielbegleiterinnen suchen Migrantenfamilien auf und erklären den Müttern, wie sie ihre Kinder spielerisch fördern.
Gleichwohl hinke die Schweiz in der Frühförderung andern Ländern stark hintennach, findet die Berner Bildungs- und Sozialvorsteherin Edith Olibet. Das Engagement müsse verstärkt und koordiniert werden. Olibet wünscht sich ein nationales Gesetz zur Frühförderung, sie könnte sich gar einen Verfassungsartikel dazu vorstellen. Damit bringt sie konkret auf den Punkt, was die Städteinitiative Sozialpolitik als Strategie verfolgt. Das Gremium, in dem die Sozialvorsteher der grösseren Städte vertreten sind, hat neun Thesen erarbeitet, um die Frühförderung gesamtschweizerisch zu forcieren. Darunter findet sich die Forderung: «Fördermassnahmen im Vorschulalter gehören in die Federführung der öffentlichen Hand und müssen von allen gesellschaftlichen Kräften unterstützt und entwickelt werden.»
Doch der Ruf nach dem Staat, der schon die Kleinsten unter seine Fittiche nehmen soll, kommt nicht überall gut an. Sondern weckt Ängste, die Kinder würden früh «verschult». Das ist den Sozialvorstehern nicht entgangen. Und so sind sie darauf bedacht, die sozialen Argumente in den Vordergrund zu rücken: Die Frühförderung helfe, Fürsorgefälle zu verhindern, hiess es an der Tagung der Städteinitiative am letzten Freitag. Seit Jahren ist nämlich die Armutsquote bei den jungen Erwachsenen besonders hoch. In Lausanne habe sich gezeigt, sagte Sozialvorsteher Jean-Christophe Bourquin, dass 80 Prozent der jugendlichen Fürsorgebezüger bereits als Kinder mit Problemen in Erscheinung getreten seien. Deshalb sei es wichtig, möglichst früh einzugreifen und sie auf allen Ebenen zu fördern, um so ihre Chancen auf eine gute Berufsausbildung zu erhöhen. So argumentiert auch der Präsident der Städteinitiative, der Luzerner Ruedi Meier: «Die Frühförderung ist aus ökonomischen Gründen eine Pflicht.» Mit dieser Argumentationslinie, so hofft die Städteinitiative, lasse sich das Anliegen eher vorantreiben.
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