Audi Sport GmbH«Keine Angst vor elektrischer Welt»
In Sevilla feierte Audis Sportabteilung noch einmal die Hochkultur der Verbrenner. An der Rennstrecke fragten wir Audi-Sport-Chef Sebastian Grams nach der Zukunft seiner Abteilung.
Es ist fast so, als hätte man Tickets für eine letzte Show der grossen Entertainer ergattert. Audi Sport bat vergangene Woche zu den Performance Days auf dem Circuito Monteblanco in Südspanien. Es gab live und in Farbe vom Aussterben bedrohte Dinos in freier Wildbahn zu bestaunen. Den Audi TT iconic edition, den R8 GT mit dem famosen 5,2-Liter-V10 und schliesslich den RS3. Im Spätherbst ihrer Karriere drehten die Verbrenner noch mal auf.
Es herrschte absolute Stromsperre – auch wenn Audi Sport keinen Zentimeter von seinem Ziel abrückt, bis Ende des Jahrzehnts sein komplettes Portfolio sukzessive zu elektrifizieren. Anlässlich dieser Vorstellung der vorerst letzten Audi-Sportwagen mit Verbrenner trafen wir Sebastian Grams, den Geschäftsführer von Audi Sport, und fragten nach der Zukunft der Sportabteilung.
Audi plant, zum Ende des Jahrzehnts keine neuen Verbrenner mehr zu entwickeln. Wie wird Audi Sport dann in Zukunft Sport treiben?
Wir stellen unser Portfolio sukzessive um. Zum Ende des Jahrzehnts hin wollen wir im Hochleistungssegment nur noch elektrifizierte Modelle anbieten, also reine Elektrofahrzeuge und hochperformante Plug-in-Hybride (PHEV). Ob wir direkt in die vollelektrische Welt gehen oder zunächst auf PHEV, ist abhängig vom Modell und den entsprechenden Plattformen. Entscheidend ist für uns, dass wir unseren Kunden das jeweils richtige Angebot machen. Dafür definieren wir unsere Anforderungen als High-Performance-Marke bei Audi frühzeitig, um die perfekte Balance aus Batteriegrösse, Gewicht, Positionierung der Technologie an Bord und der Leistungsausbeute zu erreichen.
Wie passen Sportwagen und elektrisches Fahrerlebnis zusammen?
Diese Herausforderung gilt es, clever zu lösen. Ich bin ich mir sicher, dass wir dann mit elektrifizierten Antrieben eine noch grössere Klaviatur in der Hand haben, was die Faszination eines High-Performance-Antriebsstrangs angeht. Deshalb haben wir auch keine Angst vor der elektrischen Welt. Wir bei Audi Sport haben immer wieder bewiesen, dass wir uns transformieren und erneuern können. Und unsere Pipeline für die nächsten Jahre zeigt, dass wir noch mehr Möglichkeiten bekommen werden, unsere Stärken auszuleben.
Die letzten Verbrenner haben Sie gerade vorgestellt. Wie fühlen Sie sich dabei?
Aus den letzten Verbrennern holen wir noch mal alles raus, was möglich ist. Wir haben gerade mit dem Audi TT RS Coupé iconic edition und dem Audi R8 Coupé V10 GT RWD die jeweils finalen Editionen unserer Ikonen vorgestellt. Der TT RS ist unser ultimatives Sportcoupé mit mehrfach preisgekröntem Fünfzylinder. Und der R8 GT mit siebenstufig einstellbarem Torque-Rear-Modus ermöglicht ein präzises und kontrolliertes Übersteuern. Natürlich schaue ich auch mit etwas Wehmut auf diese letzten Editionen. Sie markieren die Spitze ihrer jeweiligen Modellreihe und stehen für mich für Fahrspass pur. Gleichzeitig kann ich mir für diese hochemotionalen Autos und deren Erfolgsgeschichte kein schöneres letztes Kapitel vorstellen.
«Bei Audi Sport sprechen wir von Intelligent Performance.»
Thema Digitalisierung. Ist Software auch für eine High-Performance-Marke wie Audi Sport die grosse Herausforderung der Zukunft?
Software ist zunächst einmal die Voraussetzung, um unsere Fahrzeuge in Zukunft mit allen notwendigen Elementen zu vernetzen. Aber auch da habe ich keine Sorge. Wir können frühzeitig die Schnittstellen definieren, die wir für unsere elektronische Architektur brauchen. So stellen wir sicher, dass wir später unsere technischen Ansprüche zum Thema High Performance aufsetzen können und eine klare RS-DNA realisieren – auch digital. Zum Thema Software gehört aber noch viel mehr: Ich bin der festen Überzeugung, dass auch im High-Performance-Sektor die Zukunft deutlich digitaler wird. Unsere Studien haben ergeben, dass es für unsere Kunden in Zukunft drei Hauptkaufgründe gibt: Design, sportliches Fahrverhalten und das digitale Setting. Für uns geht es darum, unsere Kundinnen und Kunden innovativ und wertschöpfend zu bedienen. Wie wird die digitale Individualisierung von Audi-Sport-Modellen aussehen? Performance bedeutet nicht immer nur mehr Leistung. Sie kann auch durch einen intelligenten Fahrmodus oder eben digitales Entertainment erlebbar werden. Deshalb sprechen wir bei Audi Sport von Intelligent Performance.
Wie wird das autonome Fahren das sportliche Fahren verändern?
Auch diese Herausforderung sehe ich als Chance. Das autonome Fahren wird aus meiner Sicht kommen, und wir spielen viele Szenarien für die High-Performance-Welt durch. Im Fokus steht für uns dabei immer die Frage: Wie können wir dieses Thema nutzen, um für unsere Kunden einen Mehrwert zu schaffen? Gerade unsere Audi-Sport-Kunden werden in vielen Situationen noch selbst das Lenkrad in die Hand nehmen wollen. Auf der anderen Seite wird es Situationen geben, wo ich mich auch mal nach Hause fahren lassen möchte, relaxe, meine E-Mails bearbeite oder einfach nur unterhalten werden möchte.
Auf der Rennstrecke bleibt es aber beim Selberfahren?
Für die Rennstrecke haben wir uns bei Audi bereits mit hochemotionalen Showcases beschäftigt und mit unseren «RS 7»-Entwicklungsfahrzeugen erfolgreich automatisierte Fahrmodi auf verschiedenen Rennstrecken getestet. Meine Vision: Ich schalte dort den Track-Mode ein, und mein Fahrzeug hilft mir, die Ideallinie zu finden, führt mich an den Grenzbereich heran. So könnte man das Fahrerlebnis auf einer Rennstrecke noch mal deutlich emotionalisieren und perfektionieren – immer im Sinne eines optimalen Kundenerlebnisses. Denkbar wäre, so einen Modus einmalig zu buchen, oder im Abonnement für unterschiedliche Tracks, die ich fahre. Das technische Machbare immer weiter auszuloten und für die Kundinnen und Kunden einen neuen Erlebnisraum zu schaffen, ist für mich eine der spannendsten Aufgaben.
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