«Keine Angst vor den schmutzigen Minuten»
Chris Ryan verpasst keine Minute Eishockey der Devils. Der Journalist aus New Jersey erzählt von seinen Eindrücken über Nico Hischier.

Der aus Jersey City stammende Amerikaner Chris Ryan schreibt im Star-Ledger über die New Jersey Devils und hat Nico Hischiers Wirken beim NHL-Club des 19-jährigen Schweizers seit seinem Nummer-1-Draft im Sommer 2017 minutiös verfolgt. Auch Ryan ist begeistert vom Walliser und hat ihn in seiner Gesamtbeurteilung der Devils als einzigem weiteren Feldspieler nebst Superstar Taylor Hall die Höchstnote «A+» verliehen.
Fünf Jahre lang war für New Jersey stets Saisonende nach der Qualifikation. Nun sind die Devils im Playoff-Fieber. Wie gross ist Nico Hischiers Anteil an diesem Aufschwung?
Sehr gross. Im Oktober, zu Saisonbeginn, wussten wir noch nicht genau, wie seine Rolle im Team sein würde. Wir diskutierten, ob er in der zweiten oder dritten Linie spielen würde. Nun hat er aber die ganze Saison meistens neben den Top-Leuten wie Taylor Hall und Kyle Palmieri gespielt. Und Nico war stets ein Steuermann, er war ein wichtiger Grund, dass dieses Team besser wurde, den nächsten Schritt nehmen konnte. Abend für Abend in der Top-Linie gegen sehr harte Konkurrenz sich zu beweisen? Das ist mehr, als von einem Spieler seines Alters erwartet werden könnte.
Bereits nach dem Draft als Nummer 1 war er bei den Devils natürlich einer der Fan-Lieblinge in New Jersey. Wie hat sich das nun mit dieser starken Saison entwickelt?
Nico steht auch diesbezüglich gleich neben Taylor Hall. Und Sie wissen ja, was Taylor diese Saison alles getan hat: Man spricht über den möglichen MVP der Liga, er weiss darum sowieso alle Fans hinter sich. Dennoch erhält Nico regelmässig mit am meisten Applaus, man sieht viele Anhänger mit allerlei Nico-Fan-Utensilien. Nico wurde definitiv zum Symbol der Wende in der Organisation der Devils.
Wie sehr profitiert Hischier von Hall?
Natürlich ist Hall ein grosser Faktor für Nicos offensiven Output – weil Hall ein derart dynamischer Skorer ist, Tore schiessen und vorbereiten kann. Und Nico hat neben Hall viel gelernt und gesehen, was es in der NHL braucht, um produktiv zu sein. Aber: Auch Hall hat profitiert. Letzte Saison, in seinem ersten Jahr mit New Jersey, hatte er keinen Spieler neben sich wie Nico. Es ist Halls beste Saison der Karriere, und er spielt sie neben Nico.
Nico hat bislang alle Aspekte erfüllt, die sich die Devils von einem Nummer-1-Pick erhofft haben.
Als Hall im Januar verletzt ausfiel, hatte es aber einen Einfluss auf Hischiers Skorerpunkte …
Ja, da fehlte Nicos Linie der zweite Antreiber. Aber da sah man auch einen der wichtigsten Faktoren bei Nico: Sein Gesamtspiel wurde auch ohne Hall nicht schwächer, er überzeugte auch ohne Hall defensiv, der Effort war genau gleich. Nico kann eben auf beiden Seiten des Pucks spielen und seinem Team helfen zu gewinnen.
Was auch erstaunt: Hischiers Einsatzzeiten waren ausserordentlich regelmässig. Es gab kaum Aufs und Abs, er erhielt fast immer 20 bis 25 Shifts mit rund 15 Minuten Eiszeit. Und das als Teenager. Überrascht Sie das auch?
All das spricht für Nicos Konstanz und seine Strapazierfähigkeit. Er konnte bislang sein Energielevel stets hoch halten, auch wenn er etwas müde war. Nico ist zudem bislang der einzige Devils-Spieler, der keine Partie verpasst hat.
Welche Schwächen haben Sie bemerkt?
Zumindest zu Beginn der Saison war er in einer Lernphase, was Entscheidungen mit dem Puck angeht, wie er Zeit und Raum nutzen muss, gerade wenn er neben einem Spieler wie Hall eingesetzt wird. Einer seiner Stärken ist seine schnelle Lernfähigkeit, darum verbesserte sich Nico auch da im Verlauf der Saison. Und ich würde nicht von einer Schwäche sprechen, aber Nico wurde ebenfalls in den Zweikämpfen um die Scheibe besser, vor allem konstanter. Er setzt seinen Körper nun besser ein, kann den Puck auch gegen Spieler behaupten, die nicht nur etwas grösser, sondern vor allem auch rund 10 Kilogramm schwerer sind.
Für einen Teenager in der NHL ebenfalls nicht alltäglich: Hischier erhält immer wieder Einsätze in Unterzahl …
… und er ist auch dort sehr gut, was wiederum für seine defensiven Fähigkeiten spricht. Die Devils haben ein paar wirklich gute Unterzahlspieler im Kader. Das ist eines der Merkmale, wie diese Mannschaft aufgebaut wurde in den letzten Jahren. Und dennoch kommt Nico auch in dieser Spezialsituation nicht nur hin und wieder zum Einsatz, sondern ist sich auch nicht zu schade, seinen Körper einzusetzen und Schüsse zu blocken. Nico hat keine Angst vor diesen «schmutzigen» Minuten.
Wie hat sich Hischier neben dem Eis entwickelt?
Headcoach John Hynes spricht oft davon, wie schnell Nico gelernt hat, sich um sich zu kümmern, was er genau wann tun muss, um durch eine lange NHL-Saison zu kommen.
Wie spricht Hynes generell über Hischier?
Es gibt mehr Lob als irgendwas sonst. Ich habe gerade heute mit ihm über Nico gesprochen. Er hat kaum was Negatives zu sagen über Nico. Er hat bislang alle Aspekte erfüllt, die sich die Devils von einem Nummer-1-Pick erhofft haben.
Wie erleben Sie Nico in Interviews?
Sehr ähnlich wie schon von Anfang an: bescheiden, freundlich. Er versteht, dass es nicht nur um ihn geht, dass er wegen des Teams hier ist. So lernte ich ihn schon letzten Sommer nach dem Draft kennen.
Zu Saisonbeginn wollten die Devils keine Einzelinterviews mit Nico erlauben, um etwas den Druck von ihm zu nehmen. Wird er immer noch «geschützt»?
Nein, das hat sich geändert, man kann mit ihm stets genauso sprechen wie mit allen anderen Spielern auch.
Was Hischier vielleicht noch fehlt: Playoff-Erfahrung, vor allem bei den Erwachsenen. Was ist ihm nun zuzutrauen?
Die gleiche Intensität, die er bislang in seinem Spiel hatte. Natürlich wird der Druck im Playoff auch für ihn grösser sein. Aber damit konnte Nico bislang in allen Spielen gleich umgehen: Egal ob es Testspiel Nummer 1 im September war oder die letzten Partien, als es darum ging, sich überhaupt fürs Playoff zu qualifizieren. Ich glaube darum, dass er auch im Playoff seinen Einfluss aufs Spiel haben und nicht überwältigt sein wird. Das gilt generell für die Devils. Sie hatten gerade gegen die Top-Teams wie Tampa oder Nashville gute Resultate. New Jersey kann noch viel Lärm machen diese Saison.
Mit Verteidiger Mirco Müller spielt ein zweiter Schweizer bei den Devils. Seine persönliche Saison war mit nur 23 Einsätzen weniger erfolgreich …
Vor seiner Verletzung im November spielte er eine gute, konstante Saison. Danach hatte er Mühe, zu seinem Spiel zu finden, was aber nichts Aussergewöhnliches ist. Zudem hatten die Devils in der Zwischenzeit mit Sami Vatanen einen weiteren Verteidiger verpflichtet, was einen Einfluss auf Mirco und seine Einsätze hatte. Zuletzt war er aber immerhin wieder Stammspieler.
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