Kehrtwende in der Uni-Politik
Der Baselbieter FDP-Präsident Paul Hofer spricht sich gegen eine Volluniversität aus. Auch Bildungsdirektorin Monica Gschwind ist nicht abgeneigt.

Es war eine Bombe, die der Baselbieter FDP-Präsident Paul Hofer am Montagabend ausgerechnet in den Räumlichkeiten der Universität Basel platzen liess: «Die einzelnen Unis müssen in Zukunft enger zusammenarbeiten und sich auf Teilbereiche spezialisieren. Dies bedeutet auch eine Abkehr von einer Volluniversität Basel», liess sich der Freisinnige im « Regionaljournal» von SRF zitieren.
«Die Uni Basel hätte dann noch ein paar wichtige Gebiete, auf denen sie voll konkurrenzfähig ist – auch im globalen Umfeld. Studierende, die noch andere Fächer belegen wollen, müssten dann halt nach Zürich oder Bern reisen.» Keine Volluniversitäten mehr: So sieht Hofers Vision der Bildungslandschaft der Zukunft aus. «Alle sprechen davon, dass die Uni Basel global konkurrenzfähig sein muss, aber vielen scheint in der allgemeinen Uni-Debatte nicht klar zu sein, dass unsere Ressourcen limitiert sind», sagt der FDP-Präsident im Gespräch mit der BaZ.
Eine Volluniversität sei langfristig nicht mehr konkurrenzfähig. «Wir müssen schauen, dass die Universität mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln das Beste herausholen kann. Langfristig geht das nur, wenn sie sich auf bestimmte Ausbildungsbereiche spezialisiert.» Welche Bereiche das sind, möchte Hofer nicht sagen. «Ich masse mir nicht an, beurteilen zu können, welche Fakultäten für die Universität gewichtiger sind als andere.»
Liebäugelnde Gschwind
Doch nicht nur die Basler Uni solle sich «spezialisieren». In der eidgenössischen Bildungslandschaft solle es nach Hofers These «Uni Schweiz», keine Universitäten mehr geben, in denen das Studium der grundlegendsten wissenschaftlichen Fachbereiche möglich ist. Vielmehr sollten alle Schweizer Unis am gleichen Strick ziehen und sich auf gewisse – jeweils unterschiedliche – Bildungsbereiche spezialisieren. «Nur so können unsere Unis international bestehen», so Hofer. Am FDP-Neujahrsapéro in der Basler Uni stiess Hofer bei seiner Partei en gros auf Zustimmung. Der ehemalige FDP-Ständerat und Ordinarius für Öffentliches Recht an der Uni Basel, René Rhinow, stimmt Hofers Forderung zu: «In unserem Land verträgt es nicht so viele Hochschulen, die alles anbieten.» Auch Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) liebäugelt mit Hofers Idee.
Auch Gschwind sei gemäss «Regionaljournal» für Hofers Idee «offen». «Ich bin überzeugt, dass die Uni-Kantone irgendwann an ihre Grenzen stossen werden», so Gschwind. Dass die FDP die Idee «Uni Schweiz» als Grundlage für die weiteren Diskussionen um die Zukunft der Basler Uni versteht, dürfte in Basel-Stadt als Affront wahrgenommen werden. Die Volluniversität Basel infrage zu stellen, sollte für Gschwind eigentlich ein Tabu sein. Denn die Basler Regierungen haben sich nach der nervenaufreibenden Spardebatte im letzten Jahr zu einer «gemeinsamen Volluniversität» bekannt.
Auf Anfrage bei Monica Gschwind meldet sich ihre Mediensprecherin Monique Juillerat. Sie schreibt: «Frau Gschwind steht hinter einer Volluniversität Basel, wie von den Trägerkantonen beschlossen. Sie ist jedoch überzeugt, dass sich die Universität Basel fit machen muss für die Zukunft.» Das betreffe nicht nur die Universität Basel, sondern alle Volluniversitäten in der Schweiz.
Cramers Skepsis
Von der Baselbieter Idee «Uni Schweiz» hält der hiesige Erziehungsdirektor Conradin Cramer (LDP) nicht viel. «Die Idee der Universität Schweiz ist nicht neu. Sie ist aber mehrmals am schweizerischen Föderalismus und der Arbeitsteilung zwischen Bund und Kantonen gescheitert.» Sollte sich hier schweizweit eine Änderung abzeichnen, müssten die Basler natürlich ihre Strategie überdenken.
Aber niemand solle glauben, dass die Uni Basel im Rahmen einer Universität Schweiz einfach ihre Schwerpunkte bestellen könne, sagt Cramer. «Life Sciences werden alle grossen Universitäten machen wollen, insbesondere der Bund mit seinen ETH. Und dass unsere Region – trotz ihrer grossen Wirtschaftskraft – im Fokus der Berner und Zürcher Entscheidungsträger stünde, ist leider nicht unsere Erfahrung.» Im Gegensatz zur FDP Baselland und seiner Amtskollegin Gschwind sieht Cramer in einer Volluniversität kein Auslaufmodell: «Die Volluniversität hat sich für Basel seit Jahrhunderten bewährt.»
Einen Affront in Gschwinds Poussage mit der Idee ihres Parteipräsidenten sieht Cramer jedoch nicht. «Ich glaube, wir müssen unterscheiden zwischen der aktuellen schweizerischen Hochschullandschaft und denkbaren, eher fern liegenden Entwicklungen», sagt der Erziehungsdirektor. Trotzdem zeichnet sich nun eine Kehrtwende in der bisherigen Uni-Politik des Baselbieter Freisinns ab. Wollte sich die FDP zuvor nicht frühzeitig festlegen, ob die Uni eine Volluniversität bleiben soll, scheint die Meinung nun gemacht zu sein. Möglich ist es, dass die FDP in der Debatte zur nächsten Uni-Leistungsperiode Schulter an Schulter mit der SVP politisieren wird, die sich bislang gegen die Volluniversität aussprach. Ein Umstand, der in den Reihen der baselstädtischen Parlamentarier wohl für rote Köpfe sorgen wird.
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